Die Altstadt von Quito
Nachdem wir den 15.11. mit der Weiterreise aus Mexiko verbracht haben, kamen wir am 16.11. um 01:00 in der Früh in Quito an, und konnten beim Anflug gleich eines seiner Highlights beobachten: Die Stadt bei Nacht, die sich wie ein leuchtender Wurm das Tal hinauf schlängelt, an deren Ende der Panecillo mit großer Marienstatue steht.
Wie sich in Südamerika schnell heruasgestellt hat: Jesus/Marienstatuen, die von Hügeln aus die Stadt überblicken, sind bei weitem kein Unikum, dass Rio de Janeiro vorbehalten ist, sondern sondern eher das Pendant zu Gipfelkreuzen, die es wiederum nur in Mitteleuropa gibt, da anscheinend sonst nirgends jemand auf Berge geht (weswegen die Statuen meist mit Auto erreichbar sind).
Die Stadt ist sehr alt, ursprünglich dürfte sich hier ein Markt und ein religiöses Zentrum für umliegende Stämme befunden haben, bevor sie von den Inkas erobert und ausgebaut wurde. Als klar wurde, dass die Stadt in die Hände der spanischen Krone fallen würde, ordnete der befehlshabende General der Inka an, dass sie angezündet werden sollte, und versteckte den berüchtigten „Schatz des Atahualpa“, der bis heute nicht gefunden wurde (so es ihn gibt).
Nachdem wir den Vormittag zum Ausschlafen nutzten, begaben wir uns zur Basilika del Voto Nacional, um von dort einer wunderbaren Free-Walking-Tour durch die Altstadt beizuwohnen. Wir sahen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, tanzten, verkosteten Schoko und Cañazo (die quiteñische Version von Punsch), und warfen einen Blick vom vermutlich Nummer-1-Heiratsantragsrestaurants der Stadt. Ein Zeugnis des Reichtums der Region ist auch die Jesuitenkirche: Ihr inneres ist beinahe vollständig von Gold verkleidet.
(Da man in der Jesuitenkirche keine Fotos machen durfte, hier ein Foto des vergoldeten Hochaltars der Kirche des Tabernakels)
Religion ist in Quito generell ein großes Thema: durch die Stadt verteilt finden sich steinerne Kreuze, die als Huldigungsplätze für Indios dienten, welche die Kirchen nicht betreten durften. Als die Jesuiten von der spanischen Krone aus der Stadt geworfen wurden, kam es zu Revolten, da der Orden trotz seiner goldenen Kirche die Sympathie der Leute gewinnen konnte. Und schlussendlich wurde in Quito im Franziskanerstift angeblich das erste Bier des Kontinents gebraut. Dessen Rezept und Germ geriet in Vergessen, konnte aber durch einen passionierten Chemiker wiedergefunden werden, und wurde von uns zu einem sehr unchristlichen Preis ein paar Tage später sogar gekostet (geschmacklich kein Highlight).
Im Anschluss gönnten wir uns noch ein 2-Gang Abendessen (Snacktüte bei KFC um WiFi zu schnorren, andere Form von gebratenem Huhn in einer lokalen Kette um die Ecke, um sich der großen Kette zu widersetzen), und fuhren dann mit dem Bus zu unserer Unterkunft. Lokalbusse in Quito sind ein Erlebnis für sich, das beinahe süchtig macht: Um Zeit zu sparen, ist in den meisten Bus ein:e Schaffner:in an Board, der/die das Abkassieren während der Fahrt übernimmt, und bei Stationen durch lautes Rufen Ein- und Aussteigen koordiniert (für Touristen ist die persönliche Betreuung natürlich speziell angenehm). Eine weiter Aufgabe ist das Besorgen von Snacks während der Fahrt, was sich bei den vielen Straßenverkaufenden ohne viel Verzögerung erledigen lässt. Besonders junge Busfahrer:innen legen nicht so viel Wert auf treibstoffsparendes Fahren (was ältere teilweise so gut beherrschen, dass außenstehende einen Motorschaden befürchten), und liefern sich bei Gelegenheit gerne Wettfahrten mit anderen Buslinien. Als wären diese Aufgaben nicht genug, entschied sich unser Busfahrer anscheinend noch dazu, bei seiner Schicht seine Freundin, seinen Bruder, und die Schwester seiner Freundin mitzunehmen, um der Langeweile des Verkehrs durch ein Doppeldate zu entfliehen. Beide Damen durften abwechselnd die Ausgaben der Schaffnerin übernehmen, und der Fahrer warf auch noch ein Auge darauf, dass sich die Schwester seiner Freundin nicht direkt neben den Bruder setzte.
So endete unser erster Tag in Südamerika, und wir waren schon gespannt, was die nächsten 4 Wochen bringen sollten.