Die Mitte(n) der Welt

Da Ecuador am Äquator liegt und dasselbige auch für die Stadt Quito gilt, war uns klar, dass wir uns das dazu passende Denkmal anschauen müssen. Am Ende des Tages haben wir sogar 2 „Mitten der Welt“ besucht.

Hanni vor dem Monument der falschen „Mitte der Welt“

In Quito gibt es die Sehenswürdigkeit „Mitad del Mundo“, welche täglich von zahlreichen Tourist:innen besucht wird. Neben dem riesigen Monument mit Weltkugel oben drauf, welcher den Äquator kennzeichnen soll, bietet dieser Ort noch weitere Attraktionen. Beispielsweise kann ein kleines Biermuseum besucht werden, sehr interessant, jedoch haben uns die Wucherpreise für ein Bier 7€ den Atem stocken lassen. Aber man ist ja nur einmal da. Nach dem Schokoladenmuseum, konnte man sich im Shop danach durch diverse Kostproben schnabulieren. Viele dieser Schokoladen wurden ausgezeichnet und waren auch ausgezeichnet. Auch da haben wir, nach dem gleichen Motto wie zuvor: man ist ja nur einmal da, 5€ für eine kleine Tafel Schokolade springen lassen. Weiters konnte man Lamas zuwinken, ein Foto mit einem großen „Mitad del Mundo“ Schild machen und sich im Detail anschauen wie die Menschen in Ecuador vor vielen Jahren gelebt haben. Für Kinder und Junggebliebene gab es noch ein kleines Museum, in dem Experimente angeboten wurden (erinnerte an die Volksschultage im technische Museum). Natürlich haben wir Fotos und Videos gemacht und sind von einer Seite der Erde zur nächsten gesprungen. Doch waren wir wirklich in der Mitte der Welt?

Das Monument der falschen „Mitte der Welt“

Recherchekönig Anton hat schon früh herausgefunden, dass dies tatsächlich nicht der echte Punkt am Äquator ist. Die touristische Attraktion liegt an dem Ort, den Charles Marie de la Condamine 1736 mit einer französischen Exposition als Äquator bestimmte. Er hatte sich jedoch um 240m verrechnet. Ein paar Klicks durch Google und schon hatten wir den richtigen Standort im Auge.

Geschwind ein Uber gerufen und dem Fahrer erklärt wo wir denn genau hinwollen. Dieser hat selbst nicht gewusst, dass es eine „echte“ Mitte der Welt gibt. Gemeinsam haben wir Google Maps und einer dubiosen Route Vertrauen geschenkt und sind über eine Schotterstraße, sehr nah am Abgrund (alles Safe, der uber Fahrer war wirklich top) einen Hügel hinauf gefahren. Und tatsächlich standen wir dann auf der richtigen Mitte der Welt. Wir baten den Fahrer auf uns zu warten, wir würden nur ein paar Fotos machen, doch der wollte sich das Spektakel mit eigenen Augen ansehen. Viel zu sehen gab es jedoch nicht. Eine hohe Statue und eine kleinere haben den Ort beschmückt. Da das ganze auf einem Hügel war hatten wir aber dazu eine tolle Aussicht. 15 min später, nach mehreren Fotos und Videos, natürlich auch vom Uberfahrer, der seine Begeisterung sichtlich zeigte, waren wir wieder am Weg auf einen anderen Breitengrad.

Hanni vor dem Monument der echten „Mitte der Welt“

Was uns gewundert hat war, dass der echte Punkt am Äquator überhaupt nicht und wenn, nur spärlich besucht wurde. Neben uns war nur ein anderes Pärchen dort. Von großer touristischer Lebendigkeit war nicht zu sehen. Es hat sich nahezu verboten angefühlt dort zu sein, so als ob die Touristenattraktion das ganze Monopol an Aufmerksamkeit inne hatte.

Anton wie er von der falschen „Mitte der Welt“ (fast) auf die echte „Mitte der Welt“ zeigt

Was besonders beeindruckend ist: diese exakte Position der „Mitte der Welt“ wurde nicht vor 20 Jahren von ein paar Nerds mit GPS-Gerät festgestellt, sondern tatsächlich schon 800nC von einer vorinkaischen Kultur markiert. Wie leider so oft ist nicht genau bekannt, unter welchen Unständen dieser Ort entstand, und wofür er genutzt wurde. Selbst eine „zufällige“ Lage kann eigentlich nicht ausgeschlossen werden, da die Position auch einen ausgezeichneten Aussichtspunkt auf 2 wichtige Täler bietet. Nichtsdestotrotz ist die Vorstellung natürlich imposant, dass ein Stamm, der weder Teleskop noch Schrift kannte, den Äquator besser bestimmen konnte, als eine Abteilung französischer Forschender.

Für uns war es eine spannende Erfahrung und eine Geschichte mehr, die wir erzählen können.