George Town – ab in die letzte Kulturetappe
Nach Langkawi ließen wir die Kleinstädte endgültig hinter uns und starteten mit George Town (auf der Insel Penang gelegen), einer UNESCO-Weltkulturerbestadt, in die letzte Etappe unserer Reise.
So wie zwei weitere Ziele, die noch vor uns lagen, fand die größte Entwicklung der Stadt erst ab dem 19. Jahrhundert als Freihafen der Briten statt. Da die malaiische Halbinsel ein wichtiger Halt auf dem Weg zwischen Indien und China war, war die Region im Fokus der britischen, niederländischen und portugiesischen Handelsanstrengungen, und George Town war ein wichtiger Schritt hin zur Dominanz der „East India Company“.
Wie wir in George Town lernten, bestand die Bevölkerung der großen westlichen Freihandelshäfen aber nicht aus Europäer:innen selber, sondern zu größten Teilen aus Chines:innen, die vor der Qing-Dynastie flohen, und aus Inder:innen, die von der „East India Company“ in der Verwaltung eingesetzt wurden.
Dementsprechend ist George Town besonders für seine chinesische und indische Architektur bekannt, welche glücklicherweise so gut erhalten wurde, dass die Stadt 2008 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde.
Unseren ersten Tag verbrachten wir damit, durch die Stadt zu spazieren, uns durch verschiedene Häuser von reichen chinesischen Familien führen zu lassen, und endlich wieder guten Kaffee zu trinken. Die Führungen durch die sehr schönen und gut restaurierten Häuser waren erfrischend abwechslungsreich, war es bei der bekanntesten „Villa“ eine Gruppenaktion, für die man vorab online ein Ticket reservieren musste, so war eine andere ein rein privates Ereignis, bei dem wir von einer Angestellten neben Lebensweisheiten auch Kämme geschenkt bekommen haben.
Um zwischendurch ein bisschen was anderes zu tun, besuchten wir auch das „3D-Trick-Art“ Museum, bei welchem wir zwar nur wenig über die Vergangenheit der Insel lernten, aber dafür lustige Fotos machen konnten.
Am Abend trafen wir Adrian, einen Einwohner von Penang, der in einer Backpacker-WhatsApp-Gruppe dazu eingeladen hat, mit ihm einen Ramadan-Markt zu besuchen. Diese Märkte werden während des Fastenmonats jeden Abend aufgebaut und oft dafür genutzt, Essen für das Fastenbrechen zu besorgen. Dadurch ergibt es sich, dass es dort sehr viele fertig gekochte Speisen gibt, vor dem Ende des Abendgebets aber nichts gegessen wird (außer man vergisst so wie wir, wo man is(s)t, und stellt sich in Ruhe drei Kokosbällchen hinein, bevor einen die Erkenntnis ereilt). Ab knapp 19:30 konnte das Mahl dann beginnen, und wir waren überrascht, wie gesittet die fastenden Personen, die den ganzen Tag nichts zu sich nahem, immer noch speisen konnten.
Adrian ist selber ein Weltreisender, der uns viel über die lokalen Begebenheiten berichten konnte, und mit dem wir auch Erinnerungen an die Heimat austauschen konnten, denn er war vor einigen Jahren zwei Wochen in Österreich. Nach einem Abschlussbier trennten sich unsere Wege, aber wir hoffen natürlich, uns einmal gastfreundschaftlich revanchieren zu können.
Nachdem wir am ersten Tag einen Teil der Stadt erkundet hatten, beschlossen wir am nächsten Tag mit der Seilbahn auf den Penang-Hügel zu fahren, um von dort ein Panorama über die Insel genießen zu können. Dort angekommen, holte uns aber unser Seilbahn-Fluch ein: Kurz zuvor scheint es zu einem technischen Gebrechen gekommen zu sein, und so war die Anlage derzeit außer Betrieb.
Nachdem uns die 3 Stunden Fußweg bei knapp 32 Grad im Schatten nicht wirklich als Option erschienen, beschlossen wir spontan umzuplanen und besuchten den Kek-Lok-Si-Tempel, der nur wenige hundert Meter entfernt liegt. Auf einem sehr großen Areal findet sich dort neben einem Schildkrötenteich und einigen goldenen Buddhas auch die siebenstöckige Pagode der 10.000 Buddhas, von der aus man einen schönen Blick auf George Town hat. Hauptattraktion des Komplexes ist aber die 30m hohe Bronzestatue der Göttin der Gnade, die von der obersten Ebene thront und schützend auf die Stadt unter sich schaut.
Nach dem Mittagessen machten wir uns auf zu dem nächsten Besuch des Tages: Hannis Vater hat uns einen lokalen Künstler empfohlen, und diesem Hinweis folgend machten wir uns auf den Weg zu seinem Atelier. Wie sich glücklicherweise herausstellte ist Ch'ng Kiah Kiean kein abgehobener Exzentriker, der nur mit Leuten redet, die Bilder im fünfstelligen Bereich kaufen, sondern ein sehr freundlicher Herr, dem seine Überraschung über Besuch offensichtlich anzusehen war. Er lud uns auf einen Kaffee, zeigte uns einiger seiner Arbeiten und die Kollektive, in denen er tätig ist, und plauderte mit uns auch sonst über Kunst und das um-die-Welt-reisen.
Unseren letzten vollen Tag in George Town verbrachten wir damit, die Dinge zu erledigen, für die wir bis dahin noch keine Zeit gefunden hatten. Wir starteten mit einer Führung durch die Reste des Fort Cornwallis, welches von den Briten zur Verteidigung der Stadt erbaut wurde.
Danach begaben wir uns in Stadtzentrum, um uns einige der chinesischen Klanhäuser anzuschauen. In George Town hatte jede der lokal relevanten chinesischen Kulturen einen eigenen Klan, der sich um die Versorgung von Neuankömmligen kümmerte, Feste ausrichtete, und der Vernetzung diente. Klanhäuser waren (und sind immer noch) einer der Aspekte dieser Vereinigungen, und je größer der Klan, desto größer die Klanhäuser. Die prächtigsten dieser Exemplare haben neben Ahnenaltären und Veranstaltungsbühnen sogar Büroräume und Küchen, und sind bauliche Meisterwerke.
Daran sattgesehen fuhren wir erneut an den Fuße des Penang-Hügels, um ihn diesmal erfolgreich mittels der Bergbahn zu erklimmen. Wie im südostasiatischen Bereich üblich befinden sich auch hier auf dem Gipfel einige Besuchendenattraktionen, neben zahlreichen Restaurants und Cafés kann man sich mit einem großen Golfkart einmal den Kamm entlang fahren lassen, eine Kunstausstellung besuchen und ein Bären-Minimundus besuchen (leider mussten wir aus Zeitgründen darauf verzichten).
Auch auf dem Penang-Hügel genossen wir die Aussicht, man kann vor der Spitze aus nicht nur ganz George Town überblicken, sondern sogar das Festland in der Ferne sehen.
Mit diesem wunderbaren Ausblick endete unser Aufenthalt auf Penang aber, und als wir wieder im Tal waren, holten wir unser Gepäck und starteten unsere Reise Richtung Singapur, wo wir am Morgen des nächsten Tages ankommen sollten.
George Town ist wirklich eine fantastische Stadt, deren viele verschiedene Kulturen sich nicht nur in der beeindruckenden Architektur zeigen, sondern sich auch kulinarisch niederschlagen, und so reisten wir nur schweren Herzens weiter.