Hà Giang – Vier Tage am Motorrad
Der Motor vibriert unter den Sohlen, eine Kolonne an Motorrädern reiht sich vor uns auf und die Aussicht ist atemberaubend – wir sind auf der Hà Giang Schleife.
Die Hà Giang Schleife befindet sich weit oben im Norden von Vietnam und ist eine Rundfahrt, welche sich am Motorrad am besten bewundern lässt. Kleine Dörfer, gutes Essen und beeindruckende Aussichtspunkte begleiten einen auf der Strecke. Die Idee haben wir von den sozialen Netzwerken und einer Freundin von der Hanni (Shoutout to Fenna). Die Tage davor in Hanoi haben wir genutzt, um uns zu überlegen, wie wir die Schleife angehen. Folgende Möglichkeiten gab es:
- Alleine fahren (sprich ein Motorrad für 4 Tage mieten und Essen, Unterkünfte etc. selbst organisieren).
- Mit einer Organisation fahren. Sprich hier wird dir alles organisiert, wie Motorrad, Verpflegung und Unterkünfte. Hier gibt es wiederum 2 Möglichkeiten:
- Selbstfahrer: wir fahren in einer Kleingruppe von 10 Leuten, aber eben zu zweit auf einem Motorrad.
- Easyrider: uns wird ein erfahrener Fahrer zugeteilt, der für uns fährt und wir sitzen hinten drauf.
Wir müssen ehrlich sagen, der Anton hat schon lange gegrübelt, wie wir das am besten anstellen. Einerseits wird seit dem letzten Jahr auf der Strecke sehr streng nach Motorradführerscheinen kontrolliert, da es in den letzten Jahren vermehrt zu Unfällen gekommen ist. Die Polizeikontrollen sind den Organisationen jedoch bekannt und können durch Tricks (meistens) umschifft werden. Trotzdem besteht die Gefahr erwischt und 2.000.000 Dong (ca. 80 Euro) loszuwerden. Andererseits ist die Strecke recht lässig zu fahren, das hat den Anton schon auch gereizt. Zum Schluss haben wir uns für eine große Organisation, „Jasmin Tours“, und die Easyrider Option entschieden. Sie sollte sich als richtig herausstellen.
Los ging es am 1. Februar am Abend im Büro von Jasmin Tours in Hanoi. Dort sind wir in einen Nachtbus gestiegen und um 4 in der Früh in Hà Giang, dem Startpunkt unseres Abenteuers angekommen. Nach einer kurzen Nachtruhe ging es zum Frühstück, ein Vertrag wurde unterschrieben und ein Helm wurde ausgesucht. Jasmin Tours ist eine der größten Organisationen, die Fahrten auf der Hà Giang Schleife anbieten. Dementsprechend viele Menschen sind mit uns gefahren. Am 2. Februar sind ca. 140 andere mit uns gestartet. Uns wurde zunächst die Route erklärt und worauf wir achten müssen. Dann wurden wir in 10er Gruppen aufgeteilt. Wir waren in Gruppe 2, unser Gruppenleiter hieß Phu. Dann wurden uns die Fahrer vorgestellt. Wir müssen wirklich sagen, alle Fahrer waren verantwortungsbewusst, fürsorglich und hilfsbereit. Anton ist mit Thuy gefahren, 28 Jahre alt, fährt seit 10 Jahren die Schleife und war von Antons Größe (und deren Grössenunterschied) begeistert.
Hanni ist mit Snat gefahren, ein junger Fahrer von 21 Jahren, sehr lieb, aber schüchtern. Aufgrund geringer Englischkenntnisse hat sich die Kommunikation auf Google Translate abgespielt.
Schon am ersten Tag bei der Einführung haben wir uns in unsere Maturareisezeiten zurückversetzt gefühlt. Der Altersdurchschnitt war Anfang 20 und dementsprechend Partywütig war die Jugend drauf. Jeden Abend wurde bis 22 Uhr (danach musste es ruhig sein, aufgrund der Nähe zur chinesischen Grenze gibt es hier ab dann eine Ausgangssperre) laut gefeiert, getanzt und Happy Water (Reisschnaps, geschmacklich vergleichbar mit Slivovic) getrunken. Dazu wurden grölende Trinksprüche kundgetan, welche die jungen Menschen noch mehr motiviert haben. Wir haben unsere Abende mit Kartenspielen, Tratschen und einmal getrennt (die Hanni brauchte eine Partypause) verbracht. Wir haben uns gut mit einem älteren britischen Koch und drei 20 jährigen aus Norwegen unterhalten. Mit unserer Gruppe 2 hatten wir im großen und ganzen aber auch Glück. Die meisten waren aus Großbritannien oder Australien.
Insgesamt waren es über 400km, die wir in den 4 Tagen in Kolonnen hinter uns gelassen haben. Die Landschaft war ein Wahnsinn, Hügel wie in „Herr der Ringe“, Flüsse so blau wie das Meeresauge in Kärnten. Nette Cafés waren natürlich an den Aussichtspunkten vorhanden, dort haben wir uns einen Kaffee oder ein Bier gegönnt. Im Grunde sind alle 14 Untergruppen (zu je 10 Personen) die gleiche Strecke gefahren. Wir haben jedoch meist andere kleinere Stops eingelegt. Einer dieser Pausen ist uns besonders in Erinnerung geblieben. Von der Straße steil abgebogen sind wir auf einen Hügel gefahren. Dort gab es an der Spitze ein kleines Café, mit dem besten Kaffee der Strecke und die Aussicht war großartig.
Grössere Stops waren beispielsweise eine Bootsfahrt, eine Höhle oder die chinesische Grenze (die wir besuchen durften, weil kein Militär stationiert war, welches auf uns geschossen hätte ;) ).
Geschlafen haben wir immer in Schlafsälen, die Zimmer waren sauber und wir hatten keine Schnarcher:innen im Zimmer. Da wir doch eine größere Gruppe waren, war das Warmwasser der Hostels aber leider immer schnell aufgebraucht. Danach war man wenigstens wieder wach für einen lustigen Abend. Das Essen war sehr gut. Wir wurden in der Früh, zu Mittag und Abends gut verköstigt. Es war angenehm, sich mal nicht um ein Restaurant kümmern zu müssen, sonders einfach Essen serviert zu bekommen.
Wir sind sehr glücklich, dass wir die Hà Giang Schleife mit Easyridern gemacht haben. Es war eine Wahnsinnserfahrung, die wir nicht missen wollen würden. Wir empfehlen es allen wärmstens. Es gibt mehrere Organisationen, die Rundfahrten auf der Schleife anbieten, auch kleinere, beispielsweise für Leute, die nicht auf 3 Tage Party stehen.
Als wir am 5. Februar glücklich, aber auch traurig wieder im ersten Hostel angekommen sind, uns bei unseren Fahrern mit reichlich Trinkgeld und vielen „thank you‘s“ verabschiedet haben, mussten wir auf unseren Bus nach Sapa warten. Wir haben was gegessen und wurden dann mit dem Lied „See you again“ von Wiz Khalifa verabschiedet. Nochmals, es war so ein schönes Erlebnis, definitiv eines unserer Reisehighlights.