Hanoi – In der Hauptstadt Vietnams

Der logische Schluss- bzw Startpunkt einer Reise durch Vietnam ist Hanoi, Hauptstadt des Landes und für die Nordregion das, was Ho Chi Minh Stadt für den Süden ist (obwohl HCMC etwas größer ist). Auch wir kamen hier nun schlussendlich an, auch wenn es für uns (glücklicherweise) nicht das Ende unseres Aufenthalts bedeutete.

Die Einsäulenpagode

Nach einer erholsamen Nacht im (privaten) Schlafabteil kamen wir am Bahnhof Hanois an, und beschlossen sogleich per Pedes, durch das alte Viertel, zu unserer Unterkunft zu gehen.

Das historische Zentrum Hanois, welches seit über 1000 Jahren bewohnt wird, ist ein Labyrinth aus kleinen Gassen, in denen sich kleine Geschäfte dicht aneinander reihen, nur unterbrochen durch Restaurants, Cafés, und Essensstände, die einem zwischen günstigen Streetfood über vietnamesischen Kaffeespezialitäten bis zu exquisiter Fusionsküche alles anbieten, was es in Südostasien zu verköstigen gibt. Trotz leichtem Regen und schwerem Gepäck haben wir es sehr genossen die kleinen Straßen zu erkunden.

Das Gewusel der Altstadt

Eine andere Straße der Altstadt

Am Wochenende, nach Sonnenuntergang, verwandelt sich das Zentrum in einen riesigen Markt, der je nach Gasse Kleidung, Schuhe, Dekoration und weiteres anbietet. Die Altstadt von Hanoi ist generell bekannt für seine Kopien von Markenkleidung. Findet man auf den meisten anderen Märkten „Gucdi“ oder „Blanciega“ Fakes um 5€, die sich auch in ihrer Qualität deutlich von den Originalen unterscheiden, kann man hier Patagonia-Jacken um 25€ erwerben. Ob sie einem Regen so gut wie das vielfach teurere Original standhalten ist uns nicht bekannt, unsere Gesundheit würden wir aber nicht darauf verwetten. Das Auftreten kann jedoch durchaus überzeugen und vor allem hält sie einem warm. Genauso wie die Thermounterwäsche, die wir uns, diesmal nicht als Fake bei Uniqulo gekauft haben. Der Winter ist uns also nicht ganz verborgen geblieben.

Neujahrsdeko am Nachtmarkt

Ist das Zentrum über Tags noch ein ständiges Gewusel von Motorrollern, die von Geschäft zu Geschäft flitzten, so verwandelt sich einer der Straßenzüge des Nächtens in die Fortgehmeile der Hauptstadt: Nebeinander dicht gedrängt stehen kleine Plastikstühle an kleinen Tischen, auf denen typische Gerichte, Tischgrill, oder Hotpot zwischen Gruppen an Einheimischen und Tourist:innen geteilt werden. Dazu wird Bier getrunken (nicht umsonst wird die Gegend auch „Bierstraße“ genannt), und bis tief in die Nacht wird Karaoke gesungen (dieses sollte uns noch für den Rest unseres Aufenthaltes in dem Land erhalten bleiben). Unser Homestay befand sich auf eben dieser, wir genossen also statt nächtlicher Stille schiefe Töne.

Unseren ersten vollen Tag in der Stadt verbrachten wir fast alleinig damit, durch das alte Viertel zu schlendern und die Atmosphäre des Zentrums einzuatmen. In dessen Herzen liegt der Hoàn-Kiếm-See, welcher bis vor einigen Jahren noch von Riesenschildkröten bewohnt war, die mittlerweile aber leider ausgestorben sind. Der Legende nach erhielt Kaiser Le Loi im 15. Jahrhundert in einem Traum von einer Riesenschildkröten ein Schwert, mit dessen Hilfe er die chinesischen Besatzer aus dem Land vertreiben konnte. Nach seinem Sieg fuhr er mit einem Boot über den Hoan-Kiem-See, als plötzlich wieder eine Riesenschildkröte auftaucht und das Schwert zurück forderte. Heutzutage befindet sich in dem See der „Schildkrötenturm“, der für Normalsterbliche nicht zu erreichen ist und ein sehr schöner Tempel auf einer kleinen Insel, die über eine Brücke erreicht wird.

Hanni neben einer ausgestopften Riesenschildkröte

Der Schildkrötenturm

Neben dem alten Viertel besuchten wir auch in Hanoi wieder das Frauenmuseum, in welchem auf drei Stöcke aufgeteilt mehr über die Heiratsrituale, Säuglingsfürsorge, regionale Kleidung, und die Rolle der Frauen in den Vietnamkriegen erfahren werden kann. Es ist wirklich sehr interessant, ein Muss bei einem Besuch der Hauptstadt.

Der Eingangsbereich des Frauenmuseums

Ein weiterer Tag unseres Aufenthalts galt dem „Ba Dinh“ Viertel, in welchem sich die imperiale Zitadelle und die Bauten rund um Ho Chi Minhs Mausoleum befinden. Früher ein ganzer Stadtteil wurde die Zitadelle von den Franzosen fast komplett niedergerissen, um Platz für eine moderne Stadt zu schaffen. Außer dem Fahnenturm und dem großen Eingangstor finden sich auf dem Gebiet nur noch spärliche Überreste der Festung, auch wenn es seit einigen Jahren archäologisch erschlossen wird. Ebenfalls auf dem Gelände befand sich das militärische Hauptquartier der Streitkräfte des Nordens während dem Vietnamkrieg, und heutzutage kann man durch den Besprechungsraum gehen und in den Bunker viele Meter unter der Erde hinabsteigen.

Der Fahnenturm

In der Zitadelle fand gerade ein Volksschulausflug statt, und als die ersten Kinder merkten, dass Anton zurück winkt, brach Radau aus: Sehr viele Hände wurde geschüttelt, Namen ausgetauscht, und in der Fotoshow einer Klasse gibt es jetzt eventuell ein Gruppenbild mit einem Touristen, der alle Schüler:innen um einen halben Meter überragt.

Anton beim Händeschütteln

Nachdem wir uns mit einem Mittagessen gestärkt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Mausoleum von Ho Chi Minh. Wie wir erst später erfuhren, kann man die Leiche von „Onkel Ho“ nur für wenige Stunden in der Früh betrachten, aber auch um die Grabstätte rundherum gab es einiges zu entdecken: Neben dem ehemaligen Präsidentenpalast kann man den hiesigen Wirkungsort von Ho Chi Minh betrachten und das Stelzenhaus, welches er während seiner Zeit als Präsident als Hauptwohnsitz nutzte.

Anton vor dem Mausoleum

Ho Chi Minhs Anwesen

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die „Einsäulenpagode“ (der Name ist Programm), welche eines der Wahrzeichen der Stadt ist.

Nachdem wir diesen Bereich fertig erkundet hatten machten wir uns noch auf Richtung Norden. Hier befinden sich zwei Seen, an dessen Ufer zwei der ältesten Tempel der Stadt stehen: der Quan Thanh Tempel wurde vor über 1000 Jahren erbaut, um die Stadt vor Gefahren aus dem Norden zu schützen, und die Tran Quoc Pagode, welche noch einmal 500 Jahre älter ist.

Ein Teil der Tran Quoc Pagode

Doch auch nach diesem langen Ausflug waren wir noch nicht müde, die Stadt zu erkunden. Am letzten Tag unseres Aufenthalts starteten wir im Tempel der Literatur, die Stätte, die in den Tagen des Konfuzianismus von Studierenden bewohnt wurde, die sich auf die größte Prüfung des Landes vorbereiteten.

Ein Tor des Tempels der Literatur

Nachdem wir hier für den Kollegabschluss dankten, und für den Masterabschluss beteten, begaben wir uns Richtung Osten, auf einen Ausflug durch das französische Viertel. Einer Promenade entlang gingen wir hier an mal schöneren, mal nicht so schönen Villen vorbei, bis wir schlussendlich zur Oper von Hanoi, welche dem Palais Garnier in Paris nachempfunden wurde, kamen. Vielleicht nicht ganz zufällig wurde hier am 16. August 1945 die Übernahme der Stadt durch die Viet Minh verkündet.

Die Oper

In der Nähe der Oper tranken wir noch einen Kaffe, bevor wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft machten, wo wir unser Gepäck abholten und zur Busstation gingen. Nächste Station: Ha Giang im hohen Norden, direkt an der chinesischen Grenze.