Ho Chi Minh Stadt, das Herz Südvietnams

Unsere zweite Station in Vietnam war direkt die größte Stadt des Landes und nachdem wir die Tage davor in ruhigeren Gefilden unterwegs waren, waren wir zwar schon gespannt auf den Trubel, den „HCMC“ versprach.

Das Rathaus von Ho Chi Minh Stadt

Während die kurze Teilung Vietnams glücklicherweise nicht ausreichte, um eine (für Tourist:innen spürbare) Trennungen zwischen den Landesteilen zu schaffen, sind Ho Chi Minh Stadt und Hanoi zweifelsohne die Zentren der umliegenden Regionen. Dementsprechend haben beide Städte auch den Charakter einer Hauptstadt, und wir verbrachten unsere Tage in Ho Chi Minh Stadt damit, diesen zu erkunden.

Bei unserem ersten Anlaufpunkt, einem Tempel in der Nähe unserer Unterkunft, wurden wir auch direkt mehr als willkommen geheißen: Vor dem Eingang wurden wir von einer Gruppe Englischstudent:innen angesprochen: Sie haben die Aufgabe bekommen, Tourist:innen durch Sehenswürdigkeiten zu führen, und dabei mit ihnen zu plaudern. Da stellten wir uns natürlich gerne zu Verfügung, und spazierten mit ihnen durch das Gebäude. Wie sich herausstellte waren sie selber noch nie in dieser Stätte, darüber lernten wir also nichts neues, aber dafür hatten wir eine kurze Gelegenheit zum Austausch. Im Anschluss setzten wir unseren Rundgang fort, besuchten das Hauptpostamt, die Kathedrale und die Bücherstraße und kehrten schlussendlich mit den ersten Eindrücken in unsere Unterkunft zurück.

Das Dach des Mariamman Tempels

Den zweiten Tag unseres Aufenthalts widmeten wir hauptsächlich der Geschichte des Landes. Zuerst besuchten wir den Palast der Wiedervereinigung, der ehemalige Präsidentenpalast, auf dem am 30. April 1975 von einem Panzertrupp die vietnamesische Fahne gehisst wurde, was zumindest symbolisch das Ende des Krieges signalisierte.

Der Palast der Wiedervereinigung

Unser nächster Halt war das Geschichtemuseum. Spannenderweise scheint das Land Vietnam als Konzept schon relativ lange als Verbund von drei großen und mehreren kleinen Kulturen zu existieren, die untereinander kaum Kriege führten, sich gegen Übernahme von außen aber immer zu Wehr setzten. Obwohl das Land von 111vC bis 938 teilweise vom chinesischen Reich besetzt war, blieb der nationale Zusammenhalt erhalten (kulturelle Beeinflussung fand aber natürlich statt), und auch spätere Besetzungen konnten dem nichts anhaben.

Das Gebäude des Geschichtemuseums

Davon noch nicht müde, machten wir uns auf zum Museum der Frauen in Südvietnam, welches auf der ersten Ebene die schönsten Kleider der Region ausstellte. Auf der zweiten Ebene wurden die verschiedenen Aspekte dargestellt, in denen Frauen im Vietnamkrieg mitwirkten. Anders als zum Beispiel im dritten Reich war ihre Rolle nicht nur auf den Aufzug von neuen Soldaten beschränkt, sondern sie nahmen auch aktiv am Kampfgeschehen an der Front und dahinter Teil. Bis zu 40% der Streitkräfte der Viet Cong waren weiblich.

Ein Gemälde, das ein Fischerdorf im Krieg abbildet

Thematisch passen dazu war unsere letzte Station des Tages das Kriegsreliktmuseum. In diesem gibt es neben amerikanischen Panzern, Artillerie und Fluggeräten auch eine Ausstellung über das südvietnamesische Gefängnissystem, Kriegsberichterstattung, Agent Orange, und andere Themen des Krieges. Auch wenn es natürlich eine ideologische Färbung hat, zeigt es, welche Grausamkeiten imperialistische Staaten viele tausende Kilometer von ihrem Hoheitsgebiet verübt haben, und beim Betrachten der Bomben ist es eigentlich unvorstellbar, wer jemals das grüne Licht für ihren Einsatz gegeben hat.

Eine Sammlung der eingesetzten Bomben

Nachdem wir uns intensiv mit dem Vietnamkrieg (oder Amerikanischen Krieg, wie er hier genannt wird) auseinandergesetzt haben, waren wir bereit für unseren Ausflug am nächsten Tag, ein Besuch der Củ Chi Tunnel im Nordosten von Ho Chi Minh Stadt. Diese ausgedehnte Tunnelnetzwerk (insgesamt ca 121 km) wurde von den Viet Cong während des Krieges genutzt, um in nächster Nähe (~40 km) zur südvietnamesischem Hauptstadt operieren zu können. Praktisch sämtliche Infrastruktur, die zur Führung eines Krieges notwendig ist, wurde hier unterirdisch angelegt, und die Sicherheit vor amerikanischen Bomben, die gute Tarnung, und aufwendige Fallen verhinderten eine Räumung des Systems während des ganzen Krieges. Im Laufe der Führung konnte man viele dieser Aspekte noch in originalem Zustand sehen, und wir konnten sogar 400m selber durch einen Tunnel krabbeln (AK47 schießen um 25$ haben wir aber ausgelassen).

Hanni beim Einstieg ins Tunnelsystem

Als wir nach Ho Chi Minh Stadt zurück kehrten, besuchten wir noch die lokale Chinatown (die größte der Welt), nachdem diese aber leider während unserem Besuch immer weiter zumachte, kehrten wir bald in unser Hotel zurück, um uns für die Weiterfahrt am nächsten Tag bereit zu machen.

Ein besonderes Highlight vor allem für Hanni war die berühmte Bookstreet. Auf einem Straßenabschnitt reihen sich ein Buchgeschäft nach dem anderen auf. Trotzdem es im Zentrum gelegen ist, kommt in diesem Ort eine angenehme Ruhe auf. Perfekt zum stöbern und schmökern.

Hanni vor der Bücherstraße

Im Vorfeld unseres Besuchs dieser Stadt hat uns Hannis Papa HCMC als Ameisenhaufen beschrieben. Das können wir nur bestätigen. Autos, Busse und Motorräder teilen auch eine Straße und schlängeln sich durch den Verkehr. Wenn kein Platz auf der Straße ist, das kommt vor allem in der Rushhour vor, wird der Gehsteig von den Zweirädern mitbenutzt. Eine Straßenüberquerung gleicht einem Actionfilm, es ist immer spannend. „You survived!“ hat uns ein anderer Tourist entgegengeraunt, als wir eine besonders befahrene Straße überquerten. Das haben wir in der Tat und wir sind gespannt auf weitere Orte in Vietnam.

Eine Kreuzung in Ho Chi Minh Stadt