Kampot – Wo der Pfeffer wächst
Als unseren (leider) letzten Stopp in Kambodscha beschlossen wir Kampot anzusteuern, eine kleinere Stadt im Südosten des Landes, nahe an Vietnam und besonders bekannt für seinen Pfeffer.
Kampot war, der größte Hafen Kambodschas bevor Sihanoukville es 1959 ablöste, von Ladekränen, Werften und Piers ist heutzutage auf ersten Blick aber nichts mehr zu sehen. Internationale Relevanz (in der Gewürzszene) hat die Stadt aber dennoch, da die Region anscheinend hervorragend für den Pfefferanbau geeignet ist, und diesen in die Haubenküchen dieser Welt exportiert (laut eigenen Angaben).
An dem Tag unserer Ankunft besuchten wir das Stadtzentrum mit Markt, Stahlbrücke und französisch-portugiesisch-chinesischer Fusionsarchitektur (und mussten dabei leider sehen, wie der alte Fischmarkt nun als Starbucks sein Leiden fristet).
Ursprünglich hofften wir, dass wir im Laufe des Tages unsere Visa für Vietnam bekommen würden, aber da es selbst am Abend immer noch nicht angekommen war, beschlossen wir unseren Aufenthalt in Kampot um eine Nacht zu verlängern.
An unserem zweiten Tag beschlossen wir, zu erkunden, wo der Pfeffer nun wirklich wächst, und mieteten uns einen Motoroller, um eine Pfefferplantage zu besuchen. Lokalmatador ist hier „La Plantation“, dessen Kappen in ganz Kambodscha zu sehen sind, und da uns die zwei Räder unter dem Hintern schon genug Abenteuer waren, beschlossen wir der Empfehlung der Menge zu folgen und diese Farm anzulaufen. Um dem Verkehr zu entgehen, beschlossen wir die Fahrt dorthin durch das Hinterland zu beschreiten, und nach einer Tour durch Reisfelder und vorbei an einem Stausee kamen wir bei „La Plantation“ an.
Diese kann ihrem Ruf durchaus gerecht werden. Empfangen wird man in einem alten, offenen Holzhaus im regionalen Stil, in welchem man ein Getränk genießen kann, während man auf den Beginn einer (gratis) Führung wartet. Bei dieser wurden wir von einer Dame, die so euphorisch über Pfeffer war, wie man nur sein kann, durch die Plantage geführt, während sie uns über die verschiedenen Arten von Pfeffer und deren Anbau informierte. Dieser erfolgt biologisch, ohne den Einsatz von Pestiziden, und die Ernte geschieht rein von Hand, wobei bis zu 300 Frauen aus den umliegenden Dörfern die reifen Körner von den Rispen pflücken. Im Anschluss gab es noch eine Verkostung, bei der man 16 verschiedene Pfefferprodukte der Plantage verkosten konnte.
Unser nächster Halt war der lokale Badeort „Kep“, welchen wir wieder über Umwege durchs Hinterland ansteuerten. Als wir dort zu Mittag essen wollten, stellten wir fest, dass die Lokale dort in keinster Weise auf Pärchen aus der Ferne ausgelegt waren: Entlang des Meeres streckten sich kleine Hütten, jeweils eine pro Familien- oder Freundesgruppe, in denen Hängematten aufgehängt waren, und bestellt wurden riesige Teller an Essen. Diese wurden dann über die Zeit des Aufenthaltes gemeinsam verzehrt. Einzelportionen wurden gar nicht angeboten, und so vergingen 45 hungrige Minuten, bevor wir endlich ein passendes Restaurant fanden.
Auf der Fahrt zurück nach Kampot lernten wir unsere Sonnenbrillen sehr zu schätzen: Die „Bundesstraße“ wurde noch nicht asphaltiert, und der Staub, der von den Fahrzeugen aufgewirbelt wurde, machte ein Fahren ohne Sichtschutz praktisch unmöglich.
Leider erhielten wir auch an diesem Tag keine Visa für Vietnam, und so verlängerten wir unseren Aufenthalt um noch einen Tag (Das Visumproblem war unserer Unterkunft glücklicherweise wohlbekannt).
So mieteten wir uns am dritten Tag wieder einen Motoroller, und fuhren diesmal gen Westen. Unser Ziel für heute war die „Bergstation Bokorhügel“, ein ehemaliger Rückzugsort für französische Besatzer:innen, um der tropischen Hitze zu entfliehen. Nachdem die Anlage einige Jahre genutzt wurde, fiel sie in den bewegten Geschichte Kambodschas aber in Vergessenheit, bis sie 2008 von einer Immobilenentwcklungsgruppe gepachtet wurde. Heutzutage ist die Hügelstation eine wunderliche bis spukige Mischung aus verfallenen Kolonialbauten auf der einen Seite des Plateaus, und riesigen Hotelbaustellen auf der anderen Seite. Das Abenteuer der Hügelstation beginnt aber bereits am Weg hinauf in Form einer von Affen gesäumten Bergstraße mit einigen Kehren, und tatsächlich sinkt die Temperatur merklich, je weiter man hinauf kommt. Das erste Gebäude der alten Anlage ist eine verfallene Kirche, die in den 1990er Jahren noch von den Khmer Rouge als Station genutzt wurde. Hinter dem Sakralbau befindet sich ein kleiner Pfad, der einen zu einer Plattform mit wunderschöner Aussicht über die Küstenlinie Kambodschas führt, und von der aus man das ehemalige Hotel, das berühmteste Gebäude der Station sehen kann.
Dieses scheint noch zu einem gewissen Teil in Benutzung zu sein, obwohl wir keine Gäste sahen, gab es einen Aufpasser und eine Bar vorort, wobei beides wohl eher für Tagesbesuchende gedacht war.
Nachdem wir noch einen kurzen Blick auf die ehemalige (?) Kaiserresidenz in der Anlage warfen, machten wir uns auf den Weg zurück nach Kampot.
Nach unserer Rückkehr erhielten wir endlich unser Visum für Vietnam, und so stießen wir des Abends noch einmal auf Kambodscha an, bevor wir uns in der Früh auf den Weg in ein neues Land machten.