Luang Prabang, die Stadt der Tempel

An Bord des neuen Hochgeschwindigkeitszuges, der Vientiane mit Kunming in China verbindet, fuhren wir weiter nach Luang Prabang, welche auch als kulturelle Hauptstadt des Landes gesehen wird.

Wat Kili

Der Grund für diesen Titel ist leider eher düster: Da die Stadt als Hochburg der Royalisten während dem Vietnamkrieg von den Bombenteppichen relativ verschont blieb, überstanden im Vergleich zum Rest des Landes viele alte Gebäude den Krieg.

Eines der schönen Gebäude der Stadt

Romantisch gelegen an der Stelle an der der Nam Khan Fluss in den Mekong mündet, finden sich auf der resultierenden Halbinsel 33 Tempel, und die morgendlichen Prozession der um Almosen betenden Mönche ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes.

Unsere ersten eineinhalb Tage in der Stadt widmeten wir ausschließlich dem Besuchen einiger dieser 33 religiösen Stätten, sowie dem Einatmen der Atmosphäre der Altstadt, die wirklich wunderschön erhalten wurde.

Ein weiteres der schönen Gebäude

Neben dem ehemaligen Präsidentenpalast, in dem der „Ho Pha Bang“ Tempel steht (in welchem 1552-1564 der Emeraldene Buddha aufbewahrt wurde, den wir in Bangkok sahen), besuchten wir auch „Wat Xieng Thong“, den bekanntesten Tempel der Stadt, und einige weitere kleinere Gebäude. Was wir hier merkten: Nach den kühleren Tagein in Nordvietnam haben wir uns noch nicht vollends auf das warme Wetter (>30 Grad) eingestellt. Um die Mittagszeit herum krochen wir von Gebäude zu Gebäude über die Tempelhöfe, auf die brutal die Sonne knallte.

Ho Pha Bang

Hanni und Anton vor einem Lebensbaum in Wat Xieng Thong

Wat Xieng Thong

Hanni, wie sie aus dem Fenster eines kleinen Tempels schaut

Dementsprechend gönnten wir uns nach dem Besuch der wichtigsten sakralen Bauten eine Auszeit im Hotel, bevor wir uns an eine weitere berühmte Aktivität in Luang Prabang wagten: Den Sonnenuntergang von der Spitze des „Phu Si“ zu sehen. Dort oben angekommen, mussten wir feststellen, dass wir dem Mondneujahr in Vietnam zwar mit blauem Auge entkommen sind, es aber auch ins benachbarte Laos seinen Effekt hat, wenn auch konträr gegenüber den verlassenen Straßen, durch die wir in Sapa spazierten: Da auch China das Mondneujahr feiert, nutzen viele Einwohnende des Landes berechtigterweise die freien Tage rundherum, um mithilfe der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke Laos zu besuchen, und so drängten wir uns auf einer Platform von knapp 150qm dicht an dicht mit Besuchenden aus aller Welt, um einen Blick auf die Sonne zu erheischen, die hinter Luang Prabang unterging.

Die Sonne geht hinter Luang Prabang unter

Unsere Bergkamerad:innen

An unserem nächsten Tag in der Stadt standen wir bereits früh auf, damit wir die Mönche bei ihrer morgendlichen Almosenprozession beobachten können. Diese findet im Morgengrauen auf der Hauptstraße von Luang Prabang statt, und aufgrund der Popularität des Ereignisses ist das Verhältnis von Mönchen zu Tourist:innen mittlerweile auf vermutlich 1:20 angewachsen. Kurz vor Sonnenaufgang verlassen die Mönche mit einer Schüssel in der Hand ihre Tempel, und ziehen die Straße hinunter, entlang derer Gläubige knien. Diese geben den Mönchen jeweils eine kleine Portion Reis. Obwohl in der ganzen Stadt Schilder aushängen, wie man der Zeremonie angemessen beiwohnen kann, halten sich leider nicht alle Tourist:innen dran, und so irren vieleFreizeitfotograf:innen die Gasse entlang, um ja ein gutes Foto der Prozession zu bekommen.

Mönche bei der Almosengabe

Nach einem kurzen Schläfchen machten wir uns auf, um die zwei größten nonsakralen Museen der Stadt zu besuchen. Um das Bild, welches wir in Vientiane von CARE über die Bombenteppiche und ihre Effekte auf Laos bekamen, zu vervollständigen, besuchten wir in der Früh das „Blindgängerentfernung-Besucherzentrum“. Glücklicherweise war diese Zweigstelle des Entminungsdienstes geöffnet, und so konnten wir einige Zeit in deren Informationszentrum verbringen. Auch hier waren wir geschockt, von den Schrecken die von dem Kriegsmaterial auch knapp 50 Jahre nach Ende des Krieges immer noch verbreitet werden, und auch die Ausweglosigkeit, in denen sich viele Dörfer in stark betroffenen Gebieten befinden. Viele Unfälle passieren bei der Feldarbeit, dem Kochen oder beim Spielen, aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten suchen manche Familien auch aktiv nach Altmetall, um ihr Auskommen zu ermöglichen. Das eigentlich nötige Risikobewusstsein können sich manche Gemeinschaften einfach nicht leisten.

Eine Karte der Bombenabwürfe über Laos

Der nächste Stopp war das „Zentrum für traditionelle Kunst und Ethnologie“, auch bekannt als „TAEC (Traditional Arts and Ethnology Center“. Dieses bestand aus zwei Räumen, von denen der erste unterschiedlichen Minderheiten des Landes gewidmet war, und mit traditioneller Kleidung, Volkslieder und Informationstafeln jeweils kurz über diese informierte.

Eine Tracht der (H)mong

Für uns besonders interessant war aber der zweite Raum, in welchem auf sehr verständliche und anschauliche Art und Weise über das Problem von kultureller Aneignung informiert wurde. Ohne direkt Markennamen zu nennen (diese sind sowieso wohlbekannt), wurden Kleidungsmuster gezeigt, die von indigener Tracht kopiert wurden, ohne auf deren kulturellen Hintergrund einzugehen, oder die Gruppen, die diese Muster über Jahrhunderte kreierten zu entschädigen. Während die Modegiganten damit gute Profite machen, sterben die traditionellen Handwerkskünste aus, da die Preise natürlich höher sind, und es keine Möglichkeit zur internationalen Vermarktung gibt. Auch Beispiele von anderen Teilen der Welt wurden vorgestellt, und es war natürlich spannend, hier auch Bilder aus Peru und Mexiko zu sehen.

Eine Erklärung von kultureller Aneignung

Im Anschluss an das Museum kann man handgefertigte Kleidung auch selber erwerben, leider war uns die Reise aber immer noch ein bisschen zu weit, um diese wertvollen Produkte zu riskieren.

Nach einem Kaffee ging es an den nächsten Ausflug des Tages: Ein Besuch der Kuang Si Wasserfälle im Südwesten der Stadt. Auf der Suche nach einem Motorroller ereilte uns direkt eine weitere Erkenntnis über Laos: Während diese in Vietnam noch an jeder Ecke zu erhalten waren, sind sie in Luang Prabang um einiges rarer, und wir liefen beinahe eine Stunde herum, bis wir endlich Räder unter den Beinen hatten. Unverzagt starteten wir unserer Fahrt durch das Hinterland der Stadt, und machten bei einem idyllischen Kaffe an einem ausgetrockneten Reisfeld Halt.

Hanni und Anton am Motorrad

Wir stärkten uns mit einem (späten) Mittagessen, und kamen kurze Zeit später bei den Wasserfällen an. Anliegend an diese sind ein Schmetterlingsmuseum, für das wir (schon wieder) keine Zeit hatten, und ein Tierpark für Bären, die aus prekären Lagen gerettet wurden. Durch diesen mussten wir sowieso durch, und so beobachten wir einen Mondbären beim Spielen und informierten uns über die Thematik bei unterhaltsamen Informationstafeln.

Hanni mit einem Braunbären

Wichtige Bären

Im Anschluss erreichten wir endlich die Kaskaden, und diese waren die lange Anreise bei weitem wert. Der „Tat Kuang Si“ besteht aus mehreren kleine Wasserfällen, die von einem prächtigen Wasserfall, der sich aus der Höhe in einen kleinen Teich ergießt, gekrönt werden.

Der größte Fall von Kuang Si

Hanni und Anton vor dem Wasserfall

Nachdem wir alles bestaunt hatten, badeten wir uns noch ein wenig im kühlen Nass, und machten uns dann auf den Weg zurück nach Luang Prabang. Erschöpft, aber zufrieden, kamen wir dort an, und nach einem kurzen Abendessen begaben wir uns ins Bett, um uns für den nächsten Tag auszuruhen.