Machu Picchu, die Krönung der Inka
Unser letzter intensiverer Kontakt mit der Kultur der Inkas war gleichzeitig ihre bekannteste Stätte, eines der neuen sieben Weltwunder, Machu Picchu.
Die Stadt wurde – vermutlich – um 1420 herum unter zwei Herrschern der Inkas gebaut, und von diesem als Residenzstadt genutzt, wobei nach modernen Interpretationen auch Facharbeiter aus dem ganzen Reich dort angesiedelt wurde, vielleicht um ihre Abwanderung zu vermeiden. Eine weitere Funktion des Ortes dürfte diplomatischer Natur gewesen sein, als „Prunkfeststätte“, in die der Herrscher Machthaber anderer Zivilisationen einlud, um mit ihnen zu feiern, und so freundschaftliche Bande zu stärken. Dem aktuellen Stand der Wissenschaft zufolge wurde Machu Picchu aber bereits vor der Ankunft der Spanier in der Region verlassen, wobei die Gründe dafür nicht bekannt sind. Dies, zusammen mit der Abgelegenheit des Ortes führte dazu, dass er von den Conquistadores nie „in Besitz genommen“ wurde, und erst um 1911 in der westlichen Kultur bekannt wurde.
Heutzutage ist Machu Picchu einer der meistbesuchten Attraktionen Südamerikas, und nachdem sich für uns die Chance ergab es zu besuchen, ergriffen wir diese natürlich sofort. Fast so bekannt wie die historische Stätte ist die Schwierigkeit Tickets zu bekommen, welche zur Schonung der Ruinen sehr limitiert sind. Des Weiteren ist es auch eine Herkulesaufgabe an sich, zu dem Ort zu kommen, da dieser nur durch Busse aus Aguas Calientes angefahren werden kann, welches wiederum nur mit dem Zug erreichbar ist. Besuchende Machu Picchus können dafür nur eigens eingerichtete Tourist:innenzüge nutzen, welche aber so teuer sind, dass die Budgetanreise aus Cusco so aussieht, dass man mit dem Bus zu der Station fährt die am nächsten zu Machu Picchu liegt, aber noch mit dem Auto erreichbar ist, um dort in den Zug umzusteigen. Durch das ganze etwas eingeschüchtert planten wir unseren Machu Picchu Ausflug bereits 4 Wochen im Vorhinein aus Mexiko heraus, und entschieden uns dabei (uns war im Nachhinein nicht mehr ganz erklärbar wieso), keine Übernachtung in Aguas Calientes zu buchen, und die Reise Cusco – Machu Picchu – Cusco in einem Tag zu erledigen. Den (richtigen) Empfehlungen eines Touristenforums folgend buchten wir einen Eintritt in die Stätte, der den Aufstieg auf den Huayna Picchu beinhaltete, was aber im Gegenzug bedeutete, dass unser Eintritt vor 10 Uhr erfolgen musste, und zurückrechnend eine Weckzeit von 3 Uhr mit sich zog.
Dies war also das Setting, in dem einer unserer beeindruckendsten Tage unserer Reise startete. Aus dem Bett geschält und schnell Zähne geputzt bestiegen wir ein vorbestelltes Taxi, und ließen uns zur Busstation bringen. Auf dem Weg dorthin machten wir bereits die ersten zwei Erkenntnisse des Tages: 1) Cusco scheint nicht zu schlafen – Da wir nicht schlaftrunken mitten in der Nacht durch den Ort stapfen wollten, bestellten wir uns wie gesagt vorsichtshalber ein Taxi für ca 20 Minuten Fußweg, aber wie wir sahen wäre es eigentlich nicht nötig gewesen. In allen Straßen waren Leute unterwegs, jung und alt, einsam und in Gruppen. 2) Wir waren bei weitem nicht die einzigen, die diese brillante Idee des 4 Uhr Startes hatten. Alles in allem machten sich zwischen 30 und 40 Personen mit uns auf den Weg.
Die Fahrt nach Ollantaytambo (aufmerksame Lesende erkennen den Ort wieder) holten wir, soweit wie möglich noch Schlaf nach, und nach knapp 1h30 waren wir bei der Zugstation angekommen. Dort, und während der Fahrt, wurden wir durch die kulturelle Begleitung des Zuganbieters zu einer Introspektion zum Thema „Respektvoller Umgang mit vergangenen Kulturen, Kundenunterhaltung, und deren Verbindung durch Nachkommende besagter Kulturen“ angeregt, als die Zugbegleitung in traditionellen Kostümen gekleidet war, die Reisenden durch eine Mixtur aus Techno und Inkamusik zum Weitergehen angeregt wurden, und die Fahrt durch eine kleine Musicalperformance aufgepeppt wurde. Wenn wir uns unsere graue Masse nicht mit diesem Problem aufweckten, ließen wir unseren Blick aus dem Fenster schweifen, der wirklich wunderschön war und eine gute Einstimmung auf das Kommende darstellte. Die Strecke zog sich durch ein grünes Tal, welches hier und da von Ruinen gesäumt war und einen Einblick in die kleinen Orte entlang der Schienen bot.
Nach circa 2 Stunden kamen wir in Aguas Calientes an, und begingen dort entegen unserer bereits zweimonatigen Reiseerfahrung einen schweren taktischen Fehler – anstatt sofort zur Bushaltestelle zu eilen, besorgten wir uns noch einen Kaffee und waren so schlussendlich am falschen Ende einer langen Schlange an Personen, die auf ihre Fahrt auf den Berg wartete. Trotz der Menge an Menschen waren wir aber überraschend schnell im Bus, und kamen dann kurz nach 9 Uhr in Machu Picchu an.
Bereits auf der Anfahrt, die sich hauptsächlich in Serpentinen (13 Kehren um genau zu sein) den Hügel hinaufbewegte, bekamen wir erste Blicke auf die antike Prunkstadt zu sehen, und sämtliche Müdigkeit, die uns noch in den Knochen steckte, war auf einmal weggeblasen, so imposant war der Anblick.
Vor der Stätte kam es noch kurz zu einem Irrlauf, nachdem der Eintritt für unser Ticket nicht der Haupteingang war, sondern ein abgelegener Seiteneingang. Hier ist es vielleicht wichtig zu erklären, wie die Besuche von Machu Picchu gemanaged werden: Es gibt vier (mit dem Inca Trail fünf) verschiedene Tickets für den Eintritt, die Zugang zu verschiedenen Variationen von Wegen durch die Stadt gewähren, und jeweils gewisse Extrabesuche ermöglichen (Wir hatten eben das Ticket, das den Aufstieg auf den Huayna Picchu erlaubte, konnten dafür aber nicht in das Gebiet nordwestlich der Stadt, weswegen wir keines dieser bekannten Fotos machen konnten).
Endlich drinnen begannen wir auf dem vorgegebenen Weg die Ruinen zu erkunden, und waren begeistert von den antiken Sakralbauten, Herrschaftsunterkünften, und profanen Gebäuden, die sich über den Bergkamm zogen. 400 Meter über dem Talboden schafften es die Inka hier, eine Stadt zu errichten, auf der Nahrungsmittel angebaut werden konnten, die mit einem Wasser- und Abwassersystem ausgestattet war, und für damalige Standards praktisch uneinnehbar war (Als würde die Höhe nicht reichen, gab es noch Mauern, Gräben, und sogar einen geheimen Zugangsweg für Verstärkung).
Nachdem wir die erste Hälfte des Weges abgeschlossen hatten, kamen wir beim Eingang zum Huayna Picchu an, und alle unsere Mühen des Tages wurden belohnt: Obwohl wir bereits in der Regenzeit waren, und es an allen Tagen davor geschüttet hatte, war an diesem Montag kein Regen in Ausblick, und wir konnten uns in aller Ruhe an den Aufstieg machen. Dieser gestaltete sich, wie bereits erwartet, als relativ Anstregend, da uns nicht nur die 300 Höhenmeter, die hohe Luftfeuchtigkeit, und die Hitze zu schaffen machten, sondern auch die Höhe (~ 2400) uns für den Weg hinauf weniger Sauerstoff zu Verfügung stellte, als angenehm gewesen wäre. Im letzten Stück des Aufstieges befindet man sich wieder in einer Ruine der Inka, die den Gipfel vermutlich als Tempel und/oder als strategischen Rückzugsort nutzten.
Durch diese Stätte begibt man sich noch weiter nach oben, bevor man für die letzten Höhenmeter wieder auf den kahlen Stein entlassen wird – man kann sich gut vorstellen, wie hier vor knapp 600 Jahren die Hohepriester:innen entlangschritten, um sich ihren astronomischen Ritualen und Beobachtungen zu widmen. Allen Anstrengungen zum Trotz erreichten wir nach einer knappen Stunde die Spitze des Berges, und hatten davon einen Ausblick, den wir hoffentlich nie vergessen werden (für diesen Fall haben wir aber eh auch Fotos gemacht). Weit unter uns breitete sich Machu Picchu majestätisch aus, durch welches wir die anderen Besuchenden wie Ameisen herumwuselnd sahen. Darüber hinaus hatte man Sicht auf die umliegend Hügeln, auf denen man stellenweise den Inkapfad und Ruinen herausragen sah. Wir verbrachten hier sicher 20 Minuten und bewunderten die Szene, als hinter uns plötzlich ein Tumult ausbrach: Auf einem Hang auf der gegenüberliegenden Seite des Tales ging plötzlich mit viel Karacho und Staub ein Steinbruch ab – plötzlich hatte Machu Picchu so wenig Aufmerksamkeit wie wahrscheinlich seit der Coronakrise nicht mehr.
Nachdem diese Spektakel vorbei war, und wir uns an dem Ausblick soweit wie möglich sattgesehen hatten, machten wir uns auf den Weg hinunter, um die zweite Hälfte unseres Pfades durch die Stätte zu erkunden. Hier sahen wir noch weitere Tempel, Facharbeitsgebäude und heilige Quellen, und schon standen wir wieder auf der anderen Seite des Ausganges, kaum fassend, dass unser Besuch von Machu Picchu schon wieder vorbei war (und sehr müde). Unsere Heimreise gestaltete sich relativ unspektakulär, wir verbrachten noch knapp 2 Stunden in Aguas Calientes und stießen dort mit Pisco Sour an, bevor wir den Zug bestiegen, der uns zum Bus brachte, und schlussendlich kamen wir gegen 20:30 in Cusco an, wo wir noch einen Fastfoodladen am Hauptplatz frequentierten (mehr gaben unsere Beine nicht mehr her) und dann im Hostel ins Bett fielen. So anstrengend unser Tag auch war, wir sind sehr froh, dass wir die Möglichkeit hatten, ihn zu erleben.
Abschließend noch ein kleiner Planungstipp, anknüpfend an den im Beitrag zum Heiligen Tal: Am Tag vor Machu Piccho sollte man in Aguas Calientes oder Ollantaytambo nächtigen, und sich dann in der Früh möglichst schnell auf den Weg zur Stätte machen. Wenn es das Budget hergibt, sollte man sich am Besten zumindest zwei Eintrittstickets kaufen, eines für den unteren Weg inklusive Aufstieg auf den Huayna Picchu, und eines für den oberen Weg, auf dem es auch einige Schmankerl gibt. Die Runden sollten jeweils in 3 Stunden machbar sein, und dazwischen kann man im Eingangsareal im Restaurant, Café oder Mitgebrachtes Mittagessen. Will man wirklich alles Sehen, was die Stätte zu bieten hat, muss man sogar zwei Tage einplanen, da manche Sachen auf verschiedenen Touren nur am Vormittag zugänglich sind, und ein Abgehen an einem Tag dadurch praktisch unmöglich ist (Eventuell kann man auch mehrere Tickets in einem Rundgang kombinieren, aber so genau haben wir es uns nicht angeschaut).