México City – die Stadt der vielen Schritte
México City ist mit 22 Millionen Einwohner:innen eine Wucht von Stadt. Sie ist riesig und hat einiges an kulturellen Aktivitäten zu bieten. Auch wenn wir eine ganze Woche in der Hauptstadt verbracht haben, ist es uns lediglich gelungen an der Oberfläche zu kratzen. Trotzdem hat uns der Aufenthalt sehr sehr gut gefallen. (Spoiler: diese Tage waren unser Highlight in México)
Wir hatten das Glück, den Tag der Toten (dia de muertos) in der großen Stadt miterleben zu dürfen. Der Tag der Toten ist ein wichtiger Feiertag in México, welcher mit vielen Traditionen und Bräuchen verbunden ist. 2003 wurden eben dieser von der UNESCO zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit ernannt. Es ist kein Trauertag, sondern ein buntes Fest zu Gunsten der Toten, dessen Gedenken hier im Mittelpunkt steht. Nach altem Volksglauben kehren sie an diesem Tag aus dem Jenseits zurück, um ihre Freunde und Verwandten zu besuchen. Diese erwarten ihre verstorbenen Angehörigen mit Fotos, Kerzen, Girlanden und auch ihrem Lieblingsessen. Das ganze findet man auf Altären, so genannten Ofrendas, die zu Hause, aber auch an öffentlichen Plätzen, wie vor oder in Ministerien, Supermärkten oder Hotellobbies aufgestellt werden. Die Stadt war allgemein eindrucksvoll geschmückt für den Feiertag: „Cempasúchiles“, Skeletteund Totenköpfe, Symbole für den Tod und die Vergänglichkeit sieht man über die Stadt verteilt. Überall findet man Abbildungen oder Statuen von Calavera Catrina. An Straßenständen werden Blumenkronen verkauft und in den Pastelerías gibt es das köstliche „Pan de muerto“, ein mit Kristallzucker überzogenes Germgebäck.
Die Toten kommen über den Friedhof zu Besuch und auch hier sind die Gräber mit Girlanden, Kerzen, Bildern, und sogar Bannern beschmückt. Die Familien sitzen an den und um die Gräber, räuchern, essen und singen für die Toten. Der Tod ist hier nichts furchteinflössendes oder trauriges, sondern gehört zum Leben dazu und wird nicht als absolutes Ende angesehen. Er ist eine Übergangsphase zu einer neuen Daseinsform. Das haben übrigens schon die Azteken geglaubt. Der Tag der Toten, so wie er heute existiert ist eine Mischung aus christlichem Glauben und Bräuchen des vorkolonialen Mexicos, welche sich bis heute gehalten haben. Der krönende Abschluss der Festivitäten war die Parade, welche sich kilometerweit durch die Stadt bewegte. Riesige Skelette, bunte Kostüme, tolle Tänze und über 1 Million Zusehende waren bei dem Spektakel dabei. Die Parade gibt es jedoch erst seit 2016. Das erst Mal kam diese in einem James Bond Film vor. Als darauf hin Touristen extra hierfür nach México City reisten und keine Parade vorfanden, haben sie schlechte Bewertungen auf diversen Tourismusplattformen hinterlassen. Um dem Einhalt zu gebieten, hat die Stadt reagiert und seit dem gibt es die fulminante Parade jedes Jahr. Danke Hollywood kann man da nur sagen.
Wie oben bereits erwähnt gibt México City viel fürs kulturelle Herz her. In den 7 Tagen haben wir jeweils 7 Museen besucht:
Anthropologische Museum: sehr umfangreich und informativ, in 3 Stunden ist man locker durch, der Anton braucht 6 (Anm Anton: Man bräuchte mmn eigentlich 18 Stunden).
Tequila Museum: klein aber fein und am Ende gibt es eine gute hochprozentige Kostprobe. Soumaya: tolles Gebäude, 6 Etagen mit Bildern und Kunstwerken aus vielen Epochen. Durchaus umfangreich und gratis, aber großteils europäisch bestückt. Museo Mural Diego Rivera: sehr klein, ein berühmtes Mural (Wandgemälde) von Diego Rivera ist zu bewundern, für Fotos muss man extra zahlen. Museo de Arte Popular: hier bekommt man einen guten Überblick über die mexikanische Kultur. Von Stoffen bis zu vielen Variationen von Skeletten ist hier alles vertreten. Museum Memoria y Tolerancia (nur Hanni): sehr detailliert werden hier 8 Genozide beschrieben, sehr gut aufgearbeitet, aber dementsprechend bedrückend. Am Ende steht der Begriff Toleranz im Mittelpunkt. Sehr wichtiges Museum. Trotskyhaus (nur Anton): In einigen Räumen wird hier beschrieben, was Trotsky für ein lieber Mann war und wie hart er gearbeitet hat. Woran er gearbeitet hat, wird aber komischerweise nicht erwähnt Die Wandgemälde im Bildungsministerium: Sehr beeindruckende Wandmalereien Diego Riveras, Teils historisch, teils politisch (wie alle seine späteren Werke)
(+2 aztekische Ausgrabungsstätten, die jetzt doch ihren eigenen Eintrag bekommen werden)
México City hat uns auch kulinarisch sehr viel gelehrt. Hier haben wir uns erst richtig an die Streetfood-Stände getraut und waren vom ersten Taco an überzeugt. Wir haben uns durch Tacos, Enchiladas, Tamales (Maiskolben), Tostadas, und, und, und, … durchprobiert. 5 kleine Tacos gibt es oft für 2,50€ und diese machen auch satt. Vegetarische Angebote sind hier so gut wie keine zu finden. Fleisch gibt es dafür in allen Variationen. Pastor – quasi ein Kebapspieß, Rindfleisch, das den ganzen Tag vor sich hinköchelt, Kuhkopf, Darm und Zunge – all das und viel mehr wird vor einem angebraten. Auf jeden Taco kommen noch Zwiebel und Koriander, Salsa und Limone sind zum selber nehmen. Die Standl sind nicht nur wegen dem Essen großartig (und billig), hier sitzt man neben der Bevölkerung und entgeht dem touristischen Wahnsinn ein wenig.
Ein weiterer Ort des kulinarischen Hochgenusses sind die vielen Pastelerías, die köstliche Mehlspeisen verkaufen. Von Donuts zu Mini Hamburgern bis zu Torten gibt es dort alles. Die großen, wie beispielsweise die „Pastelería Ideal“ sind Hallen, in denen Selbstbedienung herrscht. Es gibt Tabletts und Zangen, mit diesen geht man durch den Raum und macht das Tablett voll. Hungrig darf sollte man so eine Bäckerei lieber nicht betreten.
In México City findet man auch viele Märkte, hier kann von Souvenirs, Kleidung, Fleisch, Obst, Gemüse, so gut wie alles gekauft werden. Blusen, Kleider und Taschen mit tollen und bunten Stickereien, hätten gerne Platz in unserem Gepäck gefunden, taten es aber leider nicht, deswegen mussten wir leider darauf verzichten.
Schlussendlich haben wir México City sehr genossen. Es ist eine große Stadt mit weiten Distanzen. Im Durchschnitt sind wir um die 27.000 “Pasos“ (ca 15 km) gegangen, ganz klar eine Stadt der vielen Schritte. Trotzdem war es nicht anstrengend, die Schönheit der Stadt (auch durch die Dekorationen) hat uns immer weiter gehen lassen. Wer nach México kommt muss nach México City – Die Stadt die Alles hat.