Palenque – Die Stadt im Urwald
Nach 11 Stunden Fahrt, die überraschend schnell vorbeigingen, kamen wir in Palenque, eine kleinere Stadt im Bundesstaat Chiapas, an, in der wir für 2 Tage bleiben sollten.
Von der Fahrt gar nicht so erschöpft, meldeten wir uns gleich für einen geführten Ausflug zu zwei Wasserfällen in der Umgebung an, der an Nachmittag startete. Der erste Aufenthalt war beim Misol-Ha Wasserfall, der sich aus 35 Metern in einen Teich ergießt, in dem man, mit Schwimmweste schwimmen darf. Auf einem kleinen, teilweise rutschigem Pfad, kann man um diesen Teich herum gehen, und so hinter den Wasserfall kommen, um einerseits beeindruckende Fotos zu machen, andererseits eine Höhle zu erkunden, was wir aber aus Zeitdruck sein ließen.
Der zweite Stopp war bei den Agua Azul („blaues Wasser“) Wasserfällen, die ob der Regenzeit leider gar nicht so Azul, aber dennoch schön zum Anschauen waren. Entlang eines Weges, der von Marktständen gesäumt ist, kann man zum Start der Kaskaden hinaufsteigen, wo wir dann ein erfrischendes Bad im kühlen Nass nahmen. Nachdem gerade keine Tourismussaison ist, war der eigentliche Hotspot sehr angenehm zu besuchen, was natürlich gut für uns, aber schlecht für die Verkaufenden war.
Kurz vor Anbruch der Dunkelheit machte sich unser Kleinbus wieder auf den Weg, wobei wir die Straße aus dem Tal des Wasserfalles hinaus im Verband mit einem weiteren Autobus und einem Polizeiwagen zurücklegten. Auch auf der Bundesstraße zurück kamen wir an einigen Polizeiposten vorbei. Chiapas ist einer der ärmsten Bundesstaaten Mexikos, und das, verbunden mit der einfachen Beschaffung von Waffen, führt anscheinend dazu, dass in schlechten Zeiten manche der Dörfer Straßenblockaden anlegen, um Durchreisenden entweder einen Wegzoll abzuknöpfen oder ihnen gar ihre mitgeführten Wertsachen abzunehmen. Uns passierte glücklicherweise nichts dergleichen und so kamen wir des Nächtens wohlbehalten in unserer Unterkunft an. Diese befand sich in dem Tourismusviertel, welches direkt an den Busbahnhof angrenzt, und von dem Rest der Stadt durch die Hauptstraße auf zwei Seiten, und auf den anderen durch natürliche Gräben abgegrenzt ist. Auf diesem Hügel befinden sich alle Annehmlichkeiten, die Gäste aus der Ferne benötigen, sodass das eigentlich Palenque praktisch nicht betreten werden muss.
Am nächsten Tag machten wir uns auf in die Ausgrabungsstätte, die dem Ort ihren Namen gab, und als eine der 35 Welterbestätten Mexikos gilt. Nach einem einstündigen Fußmarsch durch feuchten Urwalds, haben wir beeindruckende Ausgrabungen besichtigen dürfen. Fast schon wie Forschende haben wir uns gefühlt, als sich die Bauten plötzlich vor uns erhoben. Das Palenque der Maya war eine für lange Zeit die Hauptstadt eines wichtigen „Königreiches“ der Kultur (Strukturen lassen sich natürlich nicht 1:1 aus Europa umlegen). Deren Niedergang um 800nC fällt mit dem Aufstieg Chichén Itzás zusammen, wobei nicht vermutet wird, dass eines das andere begründet hat. Die bisherigen Ausgrabungen in Palenque lassen darauf schließen, dass sich in der Stadt neben wichtigen Tempeln und einem großen Verwaltungsgebäude („El Palacio“) auch eine große Zivilbevölkerung ansiedelte, die in der Stadt und rundherum ihren Tätigkeiten nachging.
Chichén Itzá demgegenüber war, so der aktuelle Forschungsstand, ein sakraler Ort, der anscheinend nur zur Huldigung der Götter bestand. Eine interessante Parallele findet sich dennoch: Aufzeichnungen und mündliche Überlieferungen legen nahe, dass Palenques zentraler Tempelbezirk („El conjunto de las Cruces“) am Fuße, und zur Anbetung, des heiligen Berges gebaut wurde, dessen Gabe darin bestand, die Stadt und ihre Umgebung durch zahlreich Quellen zu versorgen. Die verständlicherweise zentrale Rolle, die Trinkwasser für die Maya gespielt hat, zieht sich also wie ein roter Faden durch ihre Geschichte.
Neben dem „Palacio“ und dem „Verbund der Kreuze“ ist eine der zentralen Bauten der „Tempel der Inschriften“, welcher als Grabstätte für einen der wichtigsten Herrscher Palenques erbaut wurde, Dessen Inschriften, und die der Tempel der Kreuzgruppe, gaben der Wissenschaft wichtige Einblicke in die Gesellschaft der Maya.
Nachdem wir diese beeindruckende Ausgrabungsstätte genossen haben, begaben wir uns zurück zur Unterkunft, um uns des Abends auf den Weg nach Mexiko Stadt zu machen. Die Reise gestaltete sich noch einmal ungewohnt, nachdem auf dem Weg von Palenque nach Villahermose unsere Pässe drei Mal kontrolliert wurden. Wozu genau konnten wir leider nicht feststellen, aber auch diese Fahrt verlief glücklicherweise ohne Komplikationen.