Phanom Rung – Ein letztes Mal Khmer

Nun in Thailand angekommen, war unser erster Stopp Buri Ram, eine kleinere Provinzhauptstadt zwischen Laos und Bangkok. Der Zweck unseres Aufenthaltes war aber nicht, noch einmal das das Land abseits der Tourist:innenmassen zu genießen, sondern um Phanom Rung, einen der größten Khmer-Tempel von Thailand zu besuchen.

Hanni und Anton vor Phanom Rung

Am späten Nachmittag kamen wir mit dem Zug in Buri Ram an und quartierten uns direkt in das Hotel beim Bahnhof ein, von wo aus wir am nächsten Abend weiter nach Bangkok reisen wollten. So wie bereits in Champasak war unser Plan, die Ausgrabungsstätte zu besuchen, sehr von den lokalen Gegebenheiten abhängig, und nachdem auch die Rezeptionistin uns nur ein relativ teueres Taxi anbieten konnte (Phanom Rung liegt ca 1h30 von Buri Ram entfernt), entschlossen wir uns dazu, am nächsten Tag einfach früh aufzustehen um auf eigene Faust unseren Weg zu der Tempelanlage zu finden.

Gesagt, getan standen wir kurz nach Beginn des Frühstücks beim Buffet, um uns für unseren Ausflug zu stärken, und nach einem kurzen hin und her bezüglich der Wäschewascheinrichtung des Hotels (wie sich schließlich herausstellte gab es, anders als am Abend davor versprochen, keine), machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Dort angekommen ließen wir uns von mehreren sehr freundlichen Angestellten dazu beraten, wie wir am Besten nach Phanom Rung kommen würden. Offensichtlich wird die Tempelanlage hauptsächlich von Personen aus der Region besucht, die alle entweder einen Motoroller oder ein Auto besitzen, und so gibt es keinen öffentlichen Service, der einen direkt zum Eingang bringt. Den erste Plan, mit einem Regionalvan zum nähesten Ort zu fahren, um von dort ein Motorradtaxi zum Tempel zu nehmen, verwarfen wir sogleich, da besagter Van erst einenhalb Stunden später fahren würde. Der zweite Plan der für uns geschmiedet wurde war, mit einem Regionalvan in eine größere Stadt zu fahren, und von dort aus dann weiter zu improvisieren, und in vollem Vertrauen auf unsere Fähigkeiten dazu entschlossen wir uns auch für diese Option. Circa eine Stunde später kamen wir in Nang Rong an, wo uns zu unserem Glück ein Taxifahrer direkt eine Tour zu Phanom Rung und Muang Tam zu einem für uns akzeptablen Preis anbot. Endlich bei Phanom Rung angekommen kauften wir unsere Tickets und betraten das Tempelgelände.

Die Stufen am Eingang von Phanom Rung

Der „Rung“ Berg, der dem Tempel seinen Namen gibt, ist ein erloschener Vulkan, und in der lokalen Mythologie wurde er als Symbol des heiligen Berges betrachtet, auf dem der Gott Shiva wohnt. Dementsprechend wurde hier ein Tempel gebaut, wobei die heute noch sichtbaren Bauten hauptsächlich aus dem 11. Jahrhundert stammen, also aus der gleichen Zeit, in der auch Angkor Wat und Wat Phu erbaut wurden. Auch von Phanom Rung aus führt ein Weg nach Angkor, und auch hier blieb uns seine Erforschung aus Zeitgründen leider verwehrt. Wie sich herausstellte, scheint die Tempelanlage auch ein beliebter Ausflugsort für Schulklassen zu sein, und so bahnten wir uns unseren Weg durch das Gelände zwischen T-Shirt-farblich sortierten Gruppen an Kindern und Jugendlichen (und teilten dazwischen das ein oder andere High-Five aus).

Schulgruppen am Weg zum Tempel

Eine der beeindruckendsten Bauten von Phanom Rung ist der gepflasterte Pfad, der vom Eingang durch die Sohle des Kraters bis wieder hinauf zum Heiligtum führt. Von der ersten Platform aus führt ein weiterer Weg zu mehreren Teichen, die im Kessel des Vulkans angelegt wurden, und vermutlich auch für Zeremonien genutzt wurden.

Die Stufen zum Tempel

Auf der obersten Platform angekommen steht man schlussendlich vor dem zentralen Tempelgebäude. Dieses besteht aus einem äußeren und einem inneren Rundgang, in deren Mitte dann das zentrale Heiligtum, ein einzelner Turm, steht. Dieser ist noch beeindruckend gut erhalten beziehungsweise restauriert worden, der heilige „Lingam“, der in seinem inneren Stand ist aber leider nicht mehr vorort. Sehr sehenswert an dem Tempel sind auch die Turstürze, auf denen kunstvoll Szenen aus der hinduistischen Mythologie abgebildet sind.

Der Tempel von außen

Anton im Hof des Tempels

Der Turm des zentralen Heiligtums

Nachdem wir Phanom Rung fertig erkundet hatten, begaben wir uns zurück zu unserem Taxi, um zu „Muang Tam“ zu fahren. Muang Tam ist eine weitere, nicht ganz so bekannte, Tempelanlage aus der Khmer Zeit (auch aus dem 11. Jahrhundert), die auch an der Straße von Angkor nach Phanom Rung (und von dort aus weiter) stand. Im Vergleich zu anderen Tempel des Baustils weist Muang Tam zwei Besonderheiten auf: Erstens befinden sich innerhalb der ersten Mauer vier Wasserbecken, die in L-Form die Ecken des Gebiets abstecken, und zweitens sind die fünf Türme im Zentrum des Tempels nicht in „Quincunx“ (aka „Würfelform“) aufgestellt, sondern drei auf einer Linie, und zwei auf einer weiteren dahinter. Besagte Teiche sind heutzutage mittlerweile versiegt, und auch der zentrale und größte der fünf Türme konnte leider nicht mehr restauriert werden, aber dennoch ist es schön durch die Stätte zu schreiten und sich vorzustellen, wie der Tempel vor eintausend Jahren ausgesehen haben muss.

Mung Tam

Hanni zwischen den (Resten) der fünf Türme

Daran satt gesehen, kehrten wir nun endlich nach Buri Ram zurück, wo wir uns noch ein spätes Mittagessen und einen Kaffee genehmigten, bevor wir uns für die Weiterfahrt nach Bangkok fertig machten.

Phanom Rung und Muang Tam sind definitiv sehr schöne Tempelanlagen, aber man muss ehrlich zugeben, dass sie durch ihre Abgelegenheit eher etwas für komplette Khmer-Fans und Reisende mit viel Zeit sind. Ein Schmankerl ist aber definitiv, dass man hier ein Eck Thailands kennenlernt, welches kaum Kontakt mit Tourist:innen hat, und einem so einen neuen Blickwinkel ermöglicht.