Teotihuacán – Der Start zum Schluss

Dieser Artikel, über eine der ersten Hochkulturen Amerikas, ist der (leider) letzte über Ausgrabungen in Mexiko, wir versprechen es ;). (Außer der über die Azteken hat in dem über die Hauptstadt keinen Platz)

Die Sonnenpyramide vor einem Modell der Stadt

Teotihuacán ist eine Ausgrabungsstätte ca 40 Minuten mit dem Bus von Mexiko Stadt entfernt. Der Grund wieso wir diese, doch etwas bemühliche Reise, auf uns genommen haben ist nicht, weil wir in CDMX (so schreiben es die coolen Kids) schon alles gesehen haben, sondern weil die Ruinen dieser Stadt nicht nur zwei der beeindruckendsten Pyramiden des Kontinents aufbietet, sondern auch weil sie als Vorgänger der anderen Hochkulturen der Region gesehen wird.

Teotihuacán dürfte sich so um das erste Jahrhundert zu einer Regionalmacht aufgeschwungen haben, deren Einfluss eventuell daher rührte, dass es geographisch an der Grenze mehrerer Kulturkreise lag. Es gibt Indizien dafür, dass die Viertel der Stadt großteils von Angehörigen von jeweils einem Volk bewohnt wurden, und sich auch die Autorität dementsprechend aufgeteilt wurde. In den ca 500 Jahren seiner Blüte dehnte sich die Stadt aus, bis es vermutlich um die 120 000 Einwohnende hatte. Neben dem Tempelbezirk mit der Pyramide der Sonne (je nach Messweise, die bis zu drittgrößte der Antike) und der Pyramide des Mondes, wurden auch Bauten gefunden, die vermutlich als Wohnhäuser, Werkstätten, „Bauernhöfe“ und Märkte dienten. Auch Teotihuacán wurde entlang eines Flusses gebaut, der von den Einwohnenden umgeleitet und geschickt für ein unterirdisches Frisch- und Abwassersystem genutzt wurde.

Ein Eingang in das Abwassersystem

Bekannteste Bauten der Stadt sind, wie bereits oben erwähnt, die Pyramiden der Sonne und des Mondes. Ihre Größe ist beeindruckend, und man kann sich gut vorstellen, was für eine Wirkung es vor 1500 Jahre hatte, wenn man die Stadt betrat und sie in der Landschaft thronen sah (damals waren sie sogar vermutlich noch bunt bemalt).

Hanni und Anton vor der Sonnepyramide

Diese Tempel bilden den Abschluss der zwei zentralen Straßen, die die Stadt in ihre Viertel teilten, und speziell die „Straße der Toten“ war so beeindruckend, dass wir sie in ihrer Länge dreimal abgeschritten sind. Zufälligerweise befand sich an dem Ende, das den Pyramiden gegenüber liegt die „Zitadelle“, ein gigantischer Platz, von einer Mauer umrundet und mit einem großen Tempel an seiner Stirnseite. Indizien legen nahe, dass der Bau dieses Gebäudes aufgrund einer Verlagerung des Zentrums der Macht in den umgebenden Stadtteil geschah, aber woher der Aufschwung der Bevölkerung des Bezirkes rührte, ist nicht bekannt. Eventuell gewann der Handel zugunsten der Religion an Einfluss. Der Tempel hatte, so wie viele andere, die Form einer Pyramide und mehrere Male wurde er ausgebaut, wobei dies damals oft darin bestand, das alte Gebäude in ein neues, größeres, einzuhüllen (wie eine Matrjoschka). Speziell interessant war, dass aufgrund des Zahns der Zeit ein großer Teil der äußersten Schicht verfallen war, und man so „dahinter“ gehen konnte, um die Fassade des zweitjüngste Gebäudes zu sehen.

Die Pyramide hinter der Pyramide in der Zitadelle

Um 600 nC verlor die Stadt rapide an Einwohnenden, und damit an Bedeutung, wobei bis heute in keinster Weise klar ist, was genau die Ursachen waren. Dieses Schicksal war üblich für Städte/Staaten der Region (wie zB auch Chichén Itzá), im Falle von Teotihuacán gibt es Indizien für innere Unruhen, woher diese rührten ist nicht bekannt. Generell wird oft eine Kombination aus veränderten klimatischen Bedingungen und dem Aufschwung von anderen Orten vermutet, wobei dies selten nachgewiesen werden konnte und weitere Fragen aufwirft.

Länger als die Stadt hatten aber ihre Legenden Bestand. In der regionalen Mythologie wurde sie als Geburtsort der Sonne und des Mondes betrachtet. Viele spätere Zivilisationen deklarierten sich als abstammend von der Stadt, wie zum Beispiel auch die Azteken (nicht ganz ungleich zu dem Römischen Reich und seine vermeintliche Gründung von Flüchtlingen aus Troja). Von den Azteken ist auch bekannt, dass sie in Teotihuacán bereits Ausgrabungen betrieben, und Fundstücke als Opfergaben bei ihren eigenen Tempeln nutzten. Überlieferungen berichten, dass die großen Pyramiden als die Gräber der Giganten gesehen wurden, die das Universum erbauten (Wie genau das mit dem götterbezogenen Schaffungsmythos in Verbindung gebracht wird, ist uns leider nicht bekannt).

Hanni vor der Mondpyramide

Ein kleines Highlight des Ausfluges noch zum Abschluss: Die Anreise geschieht über den regionalen Busbahnhof „Indios Verdes“, einem Ort der förmlich nach Abenteuer riecht. Fernab von den sterilen Hallen des Flug- und Touriautobusverkehrs, kann man hier noch mit gerade gekauften Tacos in den gleich abfahrenden Bus springen, und man kann sich förmlich vorstellen, wie STS hier, mit der Gitarre in der Hand, um den Fahrtpreis nach „Campo del Principe“ feilschen würde, und spätnachts Liebespäarchen vereint werden.