Tulum – Willkommen in Mexiko

Erfolgreich aus Chichén Itzá zurückgekehrt, begann unser Aufenthalt in Mexiko nun also auch inoffziell.

Ein „Tulum“ Schild

Tulum war bis zu Beginn des Jahrtausends ein relativ kleines Dorf, welches hauptsächlich für die gleichnamige Hafenstadt der Maya bekannt war. Vermutlich durch seine Nähe zu Cancún und durch seine Attraktivität für den Tauchtourismus (Cenotes auf der einen Seite, das zweitegröße Korallenriff der Welt auf der anderen Seite) erlebt die Stadt seit einigen Jahren aber eine Explosion der Ho(s)telindustrie, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Baustelle reiht sich an Baustelle, und die Straßen, die zu ihnen führen befinden sich alle in Erweiterung oder in Erneuerung. Direkt hinter diesen Großprojekten, gerade nicht sichtbar von der Rooftopbar, zeigt sich aber, dass der Komfort dieser Hotelidyllen leider nicht ansteckend ist: Straßen an Straßen von einfachen Holzhütten mit Wellblechdächern, bewohnt von Leuten, die vom Kuchen des Tourismusbooms nichts abbekommen haben. In Mexiko sind Minderjährige, die Betteln oder in einem der vielen Straßengeschäfte aushelfen, Teil des Straßenbildes, auch als fliegende Händler:innen oder beim Autoscheibenwischen an Ampeln sieht man sie eigentlich täglich. Ob es eine Konsequenz daraus ist, können wir nicht sagen, aber was uns auch aufgefallen ist: Besonders in Cancún und Tulum war eine große Anzahl an bewaffneten Patrouillen der verschiedensten Ordnungskräfte unterwegs. Stets 4 Personen auf der Ladefläche eines Pickups, und je nach Einheit (Straßenpolizei, Bundespolizei, Landespolizei, Marine, Heer, ...) mal schwer, mal sehr schwer bewaffnet.

Nun aber zurück zu unserer Reise: Den ersten (großteils) reisefreien Tag am Kontinent nutzten wir, um uns auszuruhen, das unlimiterte Internet zu genießen, und unsere nächsten zwei Wochen in Mexiko zu planen.

Der zweite Tag startete leider mit einer schlechten Nachricht, da ein Schnorchelausflug, mit dem wir liebäugelten aufgrund der rauen See nicht stattfinden konnte. Da wir dies aber erst am Strand erfuhren, nutzten wir unsere Nähe zur archäologischen Zone aber gleich, um diese zu besuchen.

Blick auf das Meer, davor ein kleiner Tempel

Wie bereits bei unserem Ausflug in den „Parque El Cubano“ verließen wir uns wieder auf OpenStreetMap, und wie damals wurden wir dadurch wieder zu einem stillgelegten Hintereingang geführt. Dort wurden wir von sehr freundlichen Bauarbeitern, die gerade mit dem Bau eines neuen Aussichtturms beschäftigt waren, auf den richtigen Weg gewiesen, und nachdem wir der ehemaligen Mauer der Festung, die jetzt als Iguanahotel dient, folgten, erreichten wir das Eintrittsareal, welches auch gerade massiv erweitert wird.

Das alte Tulum diente zu der Zeit der Maya als Leuchtturm und als Hafen, vermutlich gebaut an dieser Stelle, da direkt davor eine Lücke im Korallenriff ist, die breit genug ist, um Schiffen die unbeschadete Landung zu ermöglichen. Forschern zufolge schien in dem Tempel („El Castillo“), der auf den Klippen direkt am Meer stand, durch eine Öffnungen bei Tag Sonnenlicht, bei Nacht Kerzenlicht. Wenn eine schiffsteuernde Person die Lichtquelle direkt scheinen sehen konnte, wusste sie, dass das Loch im Riff erreicht war, und konnte sicher einlenken.

Das „Castillo“

Neben diesem Gebäude finden sich in der Ausgrabungszone noch weitere Tempel, eine „Cenote“, und profane Gebäude, die zur Erhaltung und Verwaltung der Stadt dienten.

Die „Cenote“

Im Kastenkrieg, ein letztlich erfolgloser Unabhängigkeitskrieg der Maya gegenüber der weißen, herrschenden Klasse, die nach dem Ende der Kolonialzeit regierte, war Tulum eine Basis der Revolutionären, in der sich auch ein „sprechendes Kreuz“ befand. Diese dienten als Orakel für die Aufständischen, die einer Verschmelzung von Katholizismus und der Maya-Religion anhängten.

Am Abend des selben Tages haben wir uns auf eine 11-stündige Busfahrt nach Palenque begeben, und damit der Yucatan-Halbinsel und dem Atlantik schweren Herzens den Rücken gekehrt.