Unsere letzten Tage in Méxiko
Kaum zu glauben, aber nach Méxiko Stadt neigte sich unser Aufenthalt in dem zweiten Land unserer Reise bereits dem Ende zu. Da ein Freund von Anton sich zu dieser Zeit in Guadalajara aufhielt, entschlossen wir uns dazu, auf dem Weg dorthin Zwischenstopp für jeweils zwei Tage in San Miguel de Allende und Guanajuato zu machen. Da unsere Aufenthalte dort eher dem Entspannen und Sightseeing gewidmet waren, hier eine kurze Zusammenfassung unserer Eindrücke
San Miguel de Allende
San Miguel de Allende ist eine kleinere Stadt nördlich von Méxiko City, die sehr bezaubernd auf der Flanke eines Hügel gebaut ist. Sie dürfte schon seit dem Ende des zweiten Weltkrieges eine beliebte Tourismus- und Studiendestination für US-Amerikaner:innen sein, weswegen wir dort mehr Englisch hörten als zuvor.
Bevor es ein Anlaufpunkt für Reisende wurde, machte die Stadt aber eine bewegte Geschichte durch. Zum Zeitpunkt der Kolonialisierung war es der Sitz eines indigenen Stammes, der sich mit Waffengewalt gegen die Sklaverei auflehnte. Nachdem der Widerstand gebrochen wurde, entwickelte sich der Ort zu einem wichtigen Handels- und Militärposten, der schlussendlich die erste unabhängige Stadt Mexikos werden sollte.
Unser Hostel in San Miguel de Allende befand sich direkt neben einem Kaffeespezialitätenladen, bei dem man Röstungen von Kleinbauer:innen der Region genießen konnte. Hier begegneten wir zum ersten Mal bewusst dem aufkommenden Trend der lokalen Endverarbeitung von Produkten, dem wir auch in Ecuador mit Kakao noch einmal begegnen sollten. Wurden die Rohstoffe früher noch praktisch ausschließlich in Fruchtform billig verkauft, um dann im Ausland von zB. Nestle weiterverarbeitet und schlussendlich auf den Markt gebracht zu werden, ist das Ziel dieser Organisationen, so viel Verarbeitung wie möglich im Inland zu erledigen, um den Wirtschaftsstandort zu stärken.
In dem Dorf befindet sich auch ein sehr schöner Markt, der, ähnlich dem Naschmarkt, auf der Abdeckung eines Flusses gebaut wurde. Leider konnten wir keine Souveniers kaufen, sonst hätten wir sicher zugeschlagen.
Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes besuchten wir einen botanischen Garten auf der Spitze des Hügels, der an den Ufern eines Stausees angelegt wurde. Wir machten dort auch unseren ersten Kontakt mit der Vogelbeobachtung, was dort eine beliebter Zeitvertreib für ansässige ausländische Senior:innen sein dürfte. Außerdem durften wir Wasserschildkröten sehen und Anton hat am eigenen Leibe gespürt, dass auch die Früchte der Kakteen kleine feine Stacheln haben. Nach dieser Enttäuschung hat er ein Kaktusfruchteis im Café Vorort genossen.
Wieder im Zentrum der Stadt angekommen, besuchten wir noch eine lokale Kunstausstellung, bevor wir uns zurück ins Hotel begaben und für die weiterfahrt am nächsten Tag bereit machten.
Guanajuato
Guanajuato ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, in dem sich auch San Miguel de Allende befindet. Da es in einem engen Tal, an den Flanken der umliegenden Hügeln angesiedelt ist, (ähnlich wie Quito, nur sehr viel kleiner), befindet sich der Busbahnhof relativ weit außerhalb des Zentrums, was bei uns fast zu einem Hoppala geführt hätte, welches uns zwei Tage zu früh in Guadalajara ankommen hätten lassen. Die Stadt an sich zieht sich, wie bereits erwähnt, einem Tal entlang, und neben mehreren Kirchen sind Highlights Diego Riveras Geburtshaus, der Getreidespeicher, und ein Mumienmuseum. Besagter Getreidespeicher steht nicht nur im Zentrum, sondern ist auch das Zentrum der touristischen Haupterzählung der Stadt. 1810 war sie Ausgangspunkt einer der Aufstände gegen die spanische Krone, in dessem Zuge die erste Schlacht gegen spanische Truppen des Unabhängigkeitskrieges geschlagen wurde. Während diese Revolution niedergeschlagen wurde, und die Köpfe der Hauptverantwortlichen an den vier Ecken des Speichers aufgehängt wurden, spielte sie, zusammen mit vielen weiteren, eine wichtige Rolle, indem sie die Idee der Unabhängigkeit weiterleben ließ, und Sympathisantinnen als Anhaltspunkt diente. Später war Guanajuato Teil des Herrschaftsbereiches des mexikanischen Kaiserreiches unter Maximilian von Habsburg, der den Getreidespeicher in ein Gefängnis umwandeln ließ. Heutzutage befindet sich darin eine Kustsammlung (inklusive Wandmalereien), und eine gute Zusammenfassung der Entwicklung der Stadt, inklusive einer verständlichen Aufarbeitung des mexikanischen Kampfes um die Unabhängigkeit. Dies ist in diesem Land schwieriger als woanders, da es mehrere mal erfolgreichere, mal erfolglose Unabhängigkeitsbewegungen gab, die untereinander mal mehr, mal weniger in Austausch standen. Leider scheint die Stadt zur Zeit unter einer relativ hohen Kriminalitätsrate zu leiden, was uns auch von anderen Leuten im Hostel bestätigt wurde, weswegen wir, bis sich die Lage wieder beruhigt hat, von einem Besuch abraten.
Guadalajara
Guadalajara haben wir intial deswegen angesteuert, um einen guten Freund von Anton zu Besuchen. Da es unser letzter Stopp in Mexiko war, haben wir uns dazu entschieden, ein paar Tage länger dort zu verbringen, um Einkäufe zu erledigen und noch mexikanische Stadtluft zu schnuppern.
Nachdem wir am Samstag ankamen duschten wir schnell, tranken noch einen Kaffe, um die Müdigkeit der langen Fahrt abzuschütteln, und begaben uns dann in ein Fischrestaurant, um dort Hugo und seine Freund:innen zu treffen. Obwohl diese die letzten Tage bereits dem intensivem Alkoholkonsum gefröhnt hatten, zeigten sie uns über die nächsten 8 Stunden noch das Nachtleben der zweitgrößten Stadt Mexikos. Nach dem Besuch des mexikanischen Pendants einer Apres-Ski Bar besuchten wir eine Drag-Show, um uns dann in den angesagtesten Klub der Stadt aufzumachen. Bereits bevor wir das Taxi bestiegen, ließ unser Freund bereits vorsichtig durchklingen, dass es aufgrund unserer Kleidung (T-Shirt, Jeans, Trainer/T-Shirt, Leggins, Trainer) etwas schwierig werden könnte, in die Disco hineinzukommen. Glücklicherweise kannte einer unserer Begleiter die Türsteher:innen, weswegen wir ohne Probleme sofort hineinkamen. Bevor wir die Tanzfläche aber betreten durften, wurden wir so genau auf Drogen (bzw Waffen) durchsucht, wie wir es zuvor nie wurden. Sogar angerotzte Taschentücher wurden inspiziert, und ein Labello mussten wir draußen lassen. Einmal drinnen, mussten wir feststellen, das Pop-Klubs in Guadalajara circa das selbe Zielpublikum wie in Wien haben, wir waren mit Abstand die Ältesten. Nichtsdestotrotz hatten wir viel Spaß, und verbrachten den Rest des Abends mit Tanzen und Cocktailtrinken.
Den nächsten Tag gingen wir dann etwas langsamer an, mit dem Erledigen unsrer Einkäufe, und einigen Kaffeepausen auf dem Weg in die Shopping Mall. Montags begaben wir uns dann endlich in die Stadt, die den Besuch durchaus wert war. Als eines der religiösen Zentren Mexikos befindet sich in dessen Zentrum eine große Basilika, die umgeben von vier Plätzen ist, die im Zuge eines Stadtberuhigungsprojektes angelegt wurden. Ein weiteres Highlight ist das Theater, in dem wir ob der mangelnden Zeit, Vorbereitung, und Sprachkenntnisse aber leider keinem Stück beiwohnen konnten. Abgeschlossen wird das Stadtzentrum durch den größten Schmuckmarkt Lateinamerikas, der wirklich gewaltig zum Anschauen ist. Hier reihen sich mehrere Einkaufzentren nebeneinander, die auf vielen Stockwerken alle möglichen Arten von (hauptsächlich) Silberschmuck anbieten. Auch hier konnten wir leider nicht zuschlagen, aber sollten wir irgendwann einmal in den Luxuswarenhandel einsteigen, wird dieser Ort sicher unser Startpunkt sein. Unseren letzten Tag vollständigen Tag starteten wir mit dem Besuch des Stadtmuseums, in dem wir (mexikotypisch) sehr schöne Wandmalereien bewundern konnten. Der Grund, wieso es in Mexiko so viele von diesen „Murals“ gibt, die eigentlich immer politische Themen als Zentrum haben ist, dass sie um die Jahrhundertwende ein wichtiges Werkzeug waren, um auf der einen Seite eine „mexikanische Einheit“ zu beschwören, und auf der anderen Seite politische Aufklärung zu leisten.
Unsren Aufenthalt in Nordamerika ließen wir mit einem Ausflug in einen kleinen Vorort ausklingen, wo wir zum letzten Mal ‚Dia de Muertos“ Vibe spüren konnten.